Hauswand mit Bierdekor in Benin

Ale, Afrika und viel Arbeit

Veröffentlicht in: Möckernbräu | 0

Dieses Bier ist etwas ganz Besonderes, denn es ist das erste von mir. Warum die Schinderei, und warum Afrika? Das will ich euch sagen!

Männer unter sich, und die Sache mit Afrika

Mit Gesches Lächeln hat Olaf beim 1. Heimbrauer-Wettbewerb der Union-Brauerei teilgenommen. Viel Testosteron war zu spüren, als sich die Teilnehmer und Organisatoren für das Foto postierten. Dazwischen ist ein Mädel doch mal ganz erfrischend, dachte ich mir.

Das Thema ist für mich natürlich nicht neu. Oft genug habe ich mit Olaf über Zutaten sinniert, habe geholfen, Etiketten erstellt, gerührt, gebloggt, verkostet. Nun ist es aber schon aufregend, selbst vor den Zutatenlisten zu sitzen und eine Rezeptur zu erarbeiten. Was soll es werden? Hell oder dunkel? Kräftig oder leicht und frisch? Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Da erinnerte ich mich an einen Urlaub in Afrika, in Benin. Dort ist Bier sehr beliebt, es gibt gute regionale Marken.

Ritual in Benin
Ritual in Benin

Auf dem Land konnten wir in einer Tata einmal aber auch das traditionelle Hirsebier probieren. Wie in Europa früher auch, ist das dort noch Frauenarbeit. Es schmeckt säuerlich, hat wenig Alkohol und Spritzigkeit, kurz: Ich wollte es keinesfalls nachahmen. Aber selbst mit Hirse experimentieren. Als Malz habe ich die nicht gefunden, und somit Rohfrucht beigemischt, weshalb es nicht dem Deutschen Reinheitsgebot entspricht.

Hier findet ihr einen schönen Film, unter anderem über eine Brauerein aus Ghana!

Hirse habe ich in Form von Flocken und gemörserten Körnern beigefügt, da ich einen Teil der Flocken bereits mit dem letzten Müsli verputzt hatte. Neben der Verwendung von Hirse waren mir Aromen von Schokolade, Kaffee und tropischen Früchten wichtig. Die Hopfennote sollte dezent sein, der Alkoholgehalt nicht zu hoch, die Farbe dunkel. Im Idealfall macht es Lust auf ein zweites oder drittes Glas. Oder mehr. Mein Plan stand grob. Und Olaf? Der malte mir einen ganz genauen Brau-Plan auf. Es konnte losgehen.

Nun geht’s ans Werk

Zuerst hieß es putzen, putzen, putzen. Sonst verziehe ich mich dann immer schnell in den Garten, aber diesmal ging das natürlich nicht. Ich danke Olaf aus tiefem Herzen für seine Hilfe! Dann galt es, den Plan zu überfliegen. Dieser war länger als der Kühlschrank. Oder so lang wie ich. Was habe ich mir nur vorgenommen!

Zuerst schrotete ich auf dem Dachboden die 5 kg Malz, um danach Schritt für Schritt der Anleitung zu folgen. Bierbrauen leicht gemacht. Hier seht ihr den schönen Kontrast zwischen der Hirse als gemörserte Körner und Flocken, und dem dunklen Schokoladenmalz.

Dunkles Malz und helle Hirse
Dunkles Malz und helle Hirse

Was ungewöhnlich war: In der Maische schien sich eine Karamellschicht zu bilden, die gummiartig war. Auf dem Foto sieht man, wie sich die Schicht an der Seite aufbaut. Auch neben dem sehr feinen Kräusen war später eine Masse, die an Karamell erinnerte, zu finden. Leider vergaß ich, dies zu fotografieren. Ob das an dem Schokoladenmalz lag, oder ob die Hirse etwas verursacht hat? Ich weiß es nicht.

Schroten, checken, rühren, läutern
Schroten, checken, rühren, läutern

Zum Läutern musste ich mich diesmal auf den Hocker stellen. Akribisch ging ich weiter Schritt für Schritt nach Anleitung vor.

 

Rollentausch: Der Mann macht Treberbrot
Rollentausch: Der Mann macht Treberbrot

Und Olaf? Der buk am Tag darauf sein erstes Brot. Rollentausch. Es lief zwar nicht Rezept, aber das Treberbrot schmeckte am Ende hervorragend.

Mein Bier machte es mir in der Folgezeit nicht ganz leicht. Zu Anfang fehlte mir die Spritzigkeit, so dass ich glaubte, ich müsste es als Cask Ale im Freundeskreis anpreisen. Aber der Geschmack war gut. Irgendwie hatte die Hefe nicht wie gewünscht gearbeitet. War die Gärung zu warm verlaufen? Was hatte es mit der karamellartigen Masse auf sich? Welche Wirkung hat Hirse? Fragen über Fragen, und bei mir ein leichte Enttäuschung. Verbunden mit der Frage, ob ich tatsächlich am Wettbewerb teilnehme. Nach einer Woche überlegten wir, ob wir einen Teil der Flaschen öffnen und mit Zuckerwasser impfen, um der Hefe neue Nahrung zu geben. Das haben wir noch nie gemacht. Aber siehe da: Die Spritzigkeit hatte zugenommen, wir ließen die Zucker-Variante. Und hofften, durch das Umdrehen der Flasche die Hefe am Boden noch einmal in Wallung zu bringen.

Noch eine Woche später sollte eine Blindverkostung zeigen, ob mein Bier gegen andere bestehen konnte. Da es kaum dunkle Ales gab, erstellten wir eine bunte Mischung.

Leere Flaschen nach der Verkostung
Leere Flaschen nach der Verkostung

Die Erfahrung war extrem spannend: Eine Augenbinde verhinderte, dass ich mich an Farbe und Schaum orientierte. Olaf sagte, der Schaum hätte sich nach dem ersten Einschenken bei allen ähnlich verhalten. Beim ersten Probieren schmeckte ich beim Organic Chocolate Stout den Kakao-Extrakt deutlich heraus. Das änderte sich später auch nicht. Der sehr hopfige Geschmack von Brewdog (mit 6 % Alkoholgehalt das Stärkste) fiel mir indes nicht so sehr auf, der kam erst später deutlich durch. Brekle’s Brown Ale kam, wie ich später sah, farblich am ehesten meinem gleich, schmeckte aber irgendwie von Anfang an nach Holz. Das Robustus gefiel mir vor und nach der Blindverkostung am besten. Das ist wirklich ausgewogen, mit schönen Röstaromen und nur 5,0 %. Das „kräftige Vergnügen“ ist toll, könnte ich aber nicht einen Abend lang trinken. Keines der Biere war besonders spritzig, was zum Beispiel bei Stout auch nicht üblich ist. Hier konnte meins mithalten, was für mich ja der Hauptgrund der Verkostung war. Bei der ersten Probe fiel die besondere Fruchtigkeit auf, dies ließ später nach. Ebenso war der Schaum nicht ganz so stabil, wie ich ihn mir wünschte. Insgesamt machte mein „Brown Ale“, das als solches nicht geplant war aber zu einem wurde, einen recht leichten Eindruck.

Das Ergebnis: Mein Werk braucht sich nicht verstecken, alles andere ist Geschmackssache.

Verkostung an der Schlachte
Verkostung an der Schlachte

Auf zur Challenge

Heimbrauer-Wettbewerb
Heimbrauer-Wettbewerb

Bei diesem Heimbrauer-Wettbewerb hatten lediglich sechs Personen teilgenommen. Auf den ersten Platz kam ein Ingwer-Bier, sehr speziell, ich konnte es warm probieren. Ich selbst habe den vierten Platz gemacht, womit ich sehr zufrieden bin. Besonders da ich hörte, der Bier-Sommelier hätte es sehr genossen. Das Bier hat polarisiert, einigen hat es super und anderen gar nicht geschmeckt. Ich habe es am Ende sehr gerne getrunken. Und das ist beim eigenen Bier wohl entscheidend.

 

Daten und Fakten

Brautag 31. Juli 2016

  • Malz: Best Red X, Weizenmalz dunkel, Cara Aroma, Pale Chocolate Malt, Rauchmalz
  • Hopfen (Pellets): Mosaic, Strisselspalter, Amarillo
  • Hefe: Danstar Nottingham Ale (obergärige Trockenhefe)
  • Ergebnis: starke Aromen von Schokolade und Frucht, dezente Wirkung vom Rauchmalz
  • Stammwürze: 13,4
  • Alkoholgehalt: 4,8 %

Und zum Schluss träume ich noch ein wenig von einem lauen Abend am Palmenstrand in Ouidah.

Am Schluss ein wenig träumen - vom Strand in Afrika
Am Schluss ein wenig träumen – vom Strand in Afrika

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert