Stout Black Maids mit Skull-Scones und Apfelchutney

Rotbier-Pläne und Stout-Träume

Veröffentlicht in: Möckernbräu | 4

Für den Spätsommer hatten wir zwei Brau-Pläne: Zuerst wollten wir uns an einem Rotbier, und später an einem Stout probieren. Letzteres hatte ich mir mit einer Freundin gewünscht. Es wurden zwei Ausflüge in die schwarze Bierwelt. Sehr schick, aber auch lecker?

Das Rotbier, das ein Schwarzbier wurde: „King + Beggar“

An diesem Brautag war ein Kumpel von Olaf zugegen, der den Hintergrund des Namens „King + Beggar“ versteht. Ein Insider, und genau so soll es auch bleiben. Wir haben ihm angekündigt, ein Rotbier zu brauen. Aber wie bekommt man die rote Farbe hin, wie viel Röstmalz darf es sein? Schon beim Brauen war klar: Unsere Menge war eventuell ein wenig zu viel. Oder doch nicht?

Olaf liege ich ständig in den Ohren dass ich das Bier spritzig und mit einem schönen feinen Schaum wünsche. Da es schien als hätte die Hefe eventuell zu wenig Futter, fügte Olaf noch ein wenig von meinem selbstgemachten Spitzwegerichhonig hinzu. Sehr mutig, ich erinnerte mich an explodierte Flaschen nach Holundersirup-Zugabe. Damals musste der Flur renoviert werden. Doch dieser Honig zusammen mit Hopfen – das konnte ja nur gut und gesund sein!

Als wir das Bier nach wenigen Wochen probieren konnten waren wir überrascht und begeistert: Wir hatten zwar kein Rot-, sondern ein Schwarzbier bekommen, aber der Geschmack überzeugte. Einen Moment musste sich mein Gaumen an die Röstaromen gewöhnen, aber dann … Lecker! Bei anderen kam die Begeisterung sofort. Den Honig schmeckte ich nicht heraus, er machte das Gebräu aber sicher noch ein bisschen spritziger. Dieses Bier kam auch bei vielen Damen an, die sonst zumindest keine Pilstrinkerinnen sind. Weshalb es in gefühlter Warp-Geschwindigkeit weg war.

Das Möckernbräu King + Beggar
Das Möckernbräu King + Beggar

Daten und Fakten

Brautag 16. August 2015

  • Malz: Maris Otter Blended, Best Red X, Carapils, Röstmalz Carafa Spezial II
  • Hopfen: Galena (Pellets), Saazer (Pellets)
  • Hefe: Mangrove Jack’s M03, UK Dark Ale (obergärige Trockenhefe)
  • Sonstiges: Hafer/Rohfrucht, 25 Gramm Spitzwegerichhonig
  • Ergebnis: dunkler als erwartet, angenehmes Verhältnis zwischen Röstaromen und Süße, wenig hopfenbetont, süffig und spritzig
  • Stammwürze: 13,2
  • Alkoholgehalt: 4,8%

Mächtiges Gebäck

Aus dem Treber habe ich dann, zusammen mit Kümmel, Thymian sowie anderen Kräutern und Gewürzen Brötchen gebacken. So ein Teil hält den ganzen Tag satt, und schmeckt auch noch – besonders mit Frischkäse und etwas Honig. Nachhaltig ist das obendrein, und preiswert. Was will man mehr? Hier findet ihr das Grundrezept. Und noch ein Tipp: Die Spelzen stören weniger, wenn man den Treber in der Küchenmaschine zerkleinert.

Treber-Brötchen mit Kümmel und Kräutern
Treber-Brötchen mit Kümmel und Kräutern

Vom schwarzen Rotbier zum Stout

Auf dem folgenden Bild seht ihr schon den farblichen Unterschied zwischen den beiden Suden. Da der erste ja am Ende recht schwarz war, aber noch nicht schwarz genug, hatten wir eine gute Planungsgrundlage. Es sollte nicht nur dunkler, sondern auch sämiger sein, was wir unter anderem mit mehr Röst- und Roggenmalz erreichen wollten. Zu süß durfte es aber auch nicht werden. Beim Brauen zeigte sich, dass dies grundsätzlich scheinbar funktionierte. Das Ziel war kein geringeres, als dem Guinness-Konzern das Fürchten zu lehren.

Farbunterschied: King + Beggar und Black Maids
Farbunterschied: King + Beggar und Black Maids

Schwarz wie die Seele, äh, Nacht: Das Stout „Black Maids“

Was es mit diesem Namen auf sich hat ist schnell erzählt. Eine liebe Freundin, die keinen Drang verspürt im Web bildlich dargestellt zu werden, passt wie ich musikalisch und modisch zu dieser Farbe. Und liebt, wie ich, Guinness. Eben jene Freundin fragte mal, ob wir nicht ein Stout brauen könnten. Da konnte Olaf nicht nein sagen. Wollte er auch nicht. Es war das erste Bier, bei dem ich das letzte Wort hatte bei der Zutaten-Planung, und bei der ich richtig arbeitete. So ein Mist – Olaf hätte mir schon sagen können wie viel ich zu Putzen hätte, grrr.

In großer lustiger Runde, mit Musik von Slayer und Konsorten sowie einem niederschmetternden Werder-Spiel im Radio ging es in der Küche rund. Die Konzentration ließ nach, und darüber vergaß Olaf glatt eine 78°-oder-so-ähnlich-Rast. Oje, alles hin, oder doch nicht – das googeln gab ihm Hoffnung. Am Ende war das Drama gar keins, und man hat zufällig wieder eine Menge gelernt. So ist das halt mit den Experimenten.

Sollte man die beiden Biere vergleichen, dann kam bei den meisten das „King + Beggar“ besser an. Ich aber liebte das Stout, das sich vom Guinness deutlich unterschied. Das Röstmalz kam anders durch, und es war spritziger. Ein Kleeblatt hätte man in den tollen Schaum aber nicht bekommen. „Black Maids“ bedeutet eben nicht, Abklatsch von Guinness, sondern etwas sehr Individuelles. Mit ganz, ganz viel Liebe gebraut, von mir.

Black Maids: Impressionen vom Brautag
Black Maids: Impressionen vom Brautag

Daten und Fakten

Brautag 19. September 2015

  • Malz: Maris Otter, Best Red X, Roggenmalz, Cara Crystal, Black Malt, Farbmar Cara Special II
  • Hopfen: Galena (Pellets), Willamette (Pellets)
  • Hefe: Danstar Nottingham Ale (obergärige Trockenhefe)
  • Sonstiges: Haferflocken, Gerstenflocken
  • Ergebnis: Angenehmes Verhältnis von Röstbittere und Süße, frisch, leichtes Lakritz-Aroma im Hintergrund, besonders schöne geschmackliche Entfaltung nach einem großen fetten Schluck
  • Stammwürze: 11,5
  • Alkoholgehalt: 4,4%

Und schon wieder Gebäck

Zum Stout habe ich dann Scones gebacken, in meinen neuen tollen Totenkopf-Muffinformen – im Beitragsbild seht ihr das Ergebnis. Sehr böse. Dazu selbstgemachtes Apfelchutney. Die Insel ließ grüßen – kriegte aber nix ab. Im Gegensatz zu einer anderen Insel namens Madagaskar. Dorthin habe ich zwei Flaschen entführt. Was es damit wiederum auf sich hat erfahrt ihr bald, in meinem kleinen Reisebericht.

4 Antworten

  1. Anton Feist

    Wooow, vielen Dank für die Müge und das tolle Rezept. Ich werde das aufjendfall nachmachen und hier schreiben wie es geworden ist….

    Vielen Dank nochmal!

  2. Bibi

    Hey, Hab da mal eine Frage zu den Treberbrötchen. Du hast wirklich nur die oben stehenden Zutaten verwendet? – Keine weiteren Flüssigkeiten und/oder Mehl? Befürchte, dass das Brötchen somit nicht fest wird. Wie sind deine Erfahrungen?
    Und: Masse bestimmt man selbst, je nachdem wieviele Brötchen man haben möchte?
    Gruß,
    Bibi

    • schaedelmaedel

      Hallo Bibi, das ist ein guter Hinweis, den Link zum Treberbrot habe ich in einem anderen Beitrag beschrieben und hier nicht wiederholt. Das mache ich gleich. Bei Chefkoch findest du das Rezept, das ich als Basis genommen habe. Ein Tipp, damit die Spelzen im Mund nicht stören: Den Treber vorab in der Küchenmaschine weiter häckseln. Viel Spaß und gutes Gelingen! Viele Grüße, Ingrid

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