Gärtnern und DIY – zwei Dinge die in der sogenannten ersten Welt groß in Mode sind. Etwas selbst anbauen und gestalten, wissen wo Dinge herkommen, möglichst nachhaltig mit Ressourcen umgehen. Auch in Madagaskar ist das ein Thema, wenn auch oft aus anderen Motiven. Sicher nicht, weil es in Europa Mode ist. [Werbung – unbezahlt]
Zwischen Handwerk und Kunst
Maschinen Marke Eigenbau, Nachhaltigkeit bis ins Letzte, wunderbare kunstvolle Produkte die mit einfachen Mitteln entstehen: In einer Manufaktur in Antsirabe wurde uns ausführlich erklärt, wie man aus Zebu-Horn Löffel, Schmuck und alles Mögliche macht, was sich verkaufen lässt. Der alte Pizzakarton hat ebenso seinen Sinn wie die Jeans, aus der die Polierscheibe erstellt wird. Und die Späne? Na klar, Hornspäne, die bekommen die Pflanzen als Dünger. Das europäische Bildungsbürgertum ist begeistert, dort ist das natürlich ganz normal. So war es früher ja auch bei uns, bevor wir uns zur Wegwerf-Gesellschaft entwickelt haben.
Häufig fühle ich mich unwohl, wenn ich dann in den Verkaufsraum komme und denke, nun muss ich auch etwas kaufen, das entspricht aber gar nicht meinem Geschmack, und handeln möchte ich auch nicht. Hier war alles wunderbar anders: Wir konnten ganz in Ruhe schauen, viele Produkte fand ich wirklich schön, und die Preise waren gesetzt. Alles richtig gemacht, wir haben entspannt ordentlich eingekauft.
Eine weitere Manufaktur, die wir besucht haben, lag in der Nähe von Fiana. Hier wird die Rinde des Avoha-Baumes zu Papier verarbeitet und kunstvoll verziert. Vier Stunden muss der Brei geklopft werden, keine leichte Arbeit. Die Angestellten haben viele Freiheiten bei der Gestaltung mit Blüten und sonstigen Verzierungen. Auch hier habe ich mich bei der Führung und im Laden wirklich wohl gefühlt. Grinsen musste ich bei dem großen Schild, man möge doch Facebook-Fan werden. Während in Deutschland viele Läden die sozialen Medien und das Internet im Ganzen noch nicht für sich entdeckt haben, ist das dort sehr verbreitet. Also für alle, hier ist der Link: Facebook. Daumen hoch!
Die Erzeugnisse ganzer Familien und Dörfer werden an der Straße verkauft. Jedes Gebiet hat sich auf ein Produkt spezialisiert. Wenn man also am ersten Stand vorbeigefahren ist, kommt garantiert bald der nächste mit den gleichen Produkten. Sehr praktisch. Ebenso praktisch empfand ich das Holz-Schneidebrett mit der Erhebung in der Mitte, im täglichen Leben hat es sich dann aber doch nicht so etabliert. Eine Maria-Skulptur oder Spielzeug standen gerade nicht auf dem Wunschzettel. Aber diese Korbwaren, hach, da mussten wir alle zuschlagen. Der Einkaufskorb ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Da habe ich sogar gehandelt. So gut, dass ich mit einem schlechten Gewissen gefahren bin. Für das Mädchen hieß es: Viel Arbeit für wenig Geld.
Auch wenn ich mehr zu den farblosen – sagen wir: natürlichen – Produkten gegriffen habe, dieser Farbenrausch ist doch toll. Und diese hübschen Tierchen!!!
Wenn man von Süden nach Tana fährt, dann geht es vor der Brücke, auf der Markt gehalten wird, rechts in eine Straße. Nach ca. 2 km ist man dort. Genau so war die Wegbeschreibung jedes Menschen, den man gefragt hatte, es war schier zum Verzweifeln. Aber wie sollte es sein? Die Brücke hat man deutlich erkannt, die Beschreibung war perfekt, und der Besuch dieses Projektes lohnt allemal: Schon im Arboretum und im Haus meiner Schwester habe ich die wunderbaren Metallarbeiten gesehen. Als Absolventin eines VHS-Kurses „Schmieden und Schweißen“ war das natürlich ganz meins. Für die Baobab-Schmuckhalter habe ich zwar keinen Platz, aber auch hier kann man nicht mit leeren Händen gehen. Und wird, wie immer, angenehm in Ruhe gelassen.
Der Zeitpunkt des Besuchs war nicht optimal, es war Mittagspause. Was bedeutet, dass man den Beschäftigten nicht lange bei der Arbeit zusehen konnte, die Führung über das Gelände geriet dadurch sehr kurz. Angeschlossen ist eine Schule, das Projekt hat einen sozialen Hintergrund. Und einiges, was zum Essen zubereitet und von Schülern und Erwachsenen, die hier weitergebildet werden, gegessen wird, kommt direkt aus dem Garten: Die Salate wachsen vor und neben den Arbeitsplätzen, Kräuter, Tomaten und alles Mögliche gedeihen zwischen Blumen und Metallkunst. Im kleinen Rahmen mache ich genau das in meinem Garten. Nur die Hühner, die fehlen bei mir.
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