Mohnblumen an der Verdon-Schlucht

Wanderparadies Verdon-Schlucht

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Die Verdon-Schlucht war auf unserem ansonsten recht spontanen Roadtrip durch die Provence gesetzt. Dafür mussten wir unbedingt das Wetter abpassen, denn es war ein regnerischer Juni in Südfrankreich. Und was soll ich sagen? Es hat sich mehr als gelohnt. Platt aber glücklich meisterte ich die wohl bekannteste der Wanderrouten dort: den Sentier Martel.[Werbung – unbezahlt]

Regen, den kann man in der Schlucht wirklich nicht gebrauchen. Ein bisschen bewölkt, wie bei uns, ergibt zwar nicht die besten Fotos, ist aber ideal. Aber genug zum Wetter, nun geht es auch los. Jedenfalls fast, denn eins eins vorweg: Da es sich um mein Reise-Highlight 2018 handelt, ist dies mein Beitrag zur Blogparade #ReiHigh2018 von Reisewut.

Aber wo geht es los? Wir parkten mit dem Camper am Point Sublime. Wie die meisten. Dort ist es auch möglich, in der Auberge zu übernachten. Von dort startet im Sommer ein Bus zum Chalet de la Maline, denn die meisten laufen von dort aus zurück zum Parktplatz. Das soll einfacher sein, was sich auch aus dem Höhenprofil unten ergibt. Natürlich kann man auch im Chalet übernachten. 

Parkplatz kurz vor dem Abgrund
Parkplatz kurz vor dem Abgrund

Da der Bus nur in der Hauptsaison fährt, mussten wir uns ein Taxi rufen. Das wird im Web auch immer so beschrieben. Die Telefonnummer steht am Taxischild. Ich musste nun morgens auf Französisch auf eine Mailbox sprechen und um Rückruf bitten. Irgendwann kam ein Rückruf, für Olaf und mich war noch Platz. Das Großraumtaxi war vorbestellt von Mädels, die es richtig gemacht hatten: Lasst euch unbedingt vom Hotel vorab das Taxi reservieren, es gibt scheinbar nur eins. Ich meine, wir mussten pro Person 8 Euro für die recht lange Fahrt bezahlen, weil wir mit 7 Personen im Taxi saßen. Die lange Warterei hatte ein gutes und günstiges Ende.

Der Taxifahrer weiste uns beim Einstieg zur Schlucht noch auf Folgendes hin: Taschenlampen für die Tunnel sind unerlässlich (wussten wir), gute möglichst hohe Wanderschuhe sind wichtig, da die Tunnel wegen des Regens teilweise unter Wasser standen (wussten wir nicht, hatten wir aber, im Gegensatz zu den Mädels), und wir sollten uns sputen, um vor der riesigen Wandertruppe neben uns zu starten (das schafften wir leider nicht).

Wanderer-Schlange - erst einmal die Gruppe abwarten
Wanderer-Schlange – erst einmal die Gruppe abwarten

Da war sie nun, die große Gruppe Wanderer. Zuerst schafften wir es nicht weit dahinter zu bleiben, wir waren dann doch zu schnell. Alle dauerhaft zu überholen war auch schwierig, dafür waren wir zu langsam. Die Ruhe in der Natur, die ich beim Wandern suche, wurde unterbrochen von munteren Gesprächen aktiver Rentnerinnen. Aber es dauerte nicht allzu lange, da fanden wir eigentlich immer so viel Abstand zu anderen Menschen, dass es angenehm war. Und dass ich so fotografieren konnte als wären wir alleine. 

Der Weg beginnt mir einem langen Abstieg. Er führt immer deutlich oberhalb des Wassers entlang, da es nicht immer so dümpelt wie bei unserem Besuch. Hier und da gibt es zwischendurch aber Zugänge.

Zuerst geht es ganz weit runter
Zuerst geht es ganz weit runter

Immer wieder ergeben sich Felsvorsprünge, die teilweise auch Namen haben und den Menschen früher Schutz boten. Ganz schön beeindruckend.

Felsvorsprünge bieten Schutz
Felsvorsprünge bieten Schutz

Wer denkt, dass man am Anfang runter und am Ende hoch läuft, und zwischendrin auf einer Ebene, der irrt. Es gibt Hügel zwischendurch, die sich wie Berge anfühlen. Daher geht es immer wieder rauf und runter.

An einem Punkt geht eine unscheinbare Stiege noch eine Ebene weiter nach oben, wenn ihr die langen Treppen herunter lauft habt ihr diese gerade verpasst. Von ganz oben hat man den gigantischen Blick auf die Schlucht, den ihr rechts unten seht.

Die Schlucht beeindruckt immer wieder
Die Schlucht beeindruckt immer wieder

Irgendwo ungefähr auf halber Höhe kann man durch die Büsche zum Wasser gelangen. Gefühlt jeder Wanderer macht hier eine Pause. Einige gehen auch ins Wasser, dafür sind wir aber nicht ausgestattet. Eiskalt ist es sowieso. Genießt diesen Ort, denn es ist der einzige, den ich so auf der Tour gesehen habe.

Ein Bad gefällig? Der ultimative Pausenplatz.
Ein Bad gefällig? Der ultimative Pausenplatz.
Eher selten kommt man ans Wasser - herrlich!
Eher selten kommt man ans Wasser – herrlich!

Weiter geht es. Rauf und runter, rauf und runter. Und man fühlt sich so klein. Na ja, ich bin ja auch klein, aber hier bin ich ein Zwerg.

Ganz schön massiv, die Felsen
Ganz schön massiv, die Felsen

Trotz der ganzen Felsen und Steine ist es immer wieder schön grün, und der Weg erstaunlich abwechslungsreich. Das bedeutet, dass wir auch immer wieder Schatten finden. Denn inzwischen kommt mehr und mehr die Sonne raus.

Die Pflanzen spenden immer wieder schönen Schatten
Die Pflanzen spenden immer wieder schönen Schatten

Bohnenkraut und Thymian wachsen wild überall. Und zwischendurch, trotz der steinigen Umgebung, schöne Blumen. Die muss ich natürlich aufnehmen.

Die Elemente
Die Elemente

Manchmal muss man schon ein wenig kraxeln. Ich denke kurz an die leichten Stoff-Turnschuhe der Taxi-Begleiterinnen. Aber: Die Mädels haben es auch geschafft, ohne Outdoor-Equipment, nur mit guter Laune.

Hoch kraxeln, um dann herunter zu schauen
Hoch kraxeln, um dann herunter zu schauen

In den Tunneln ist es wirklich finster, eine Taschenlampe unerlässlich. Denkt also daran, euren Akku vom Handy aufzuladen, wenn ihr eure App nutzen wollt. Was man hier nicht sieht: Manchmal war das Wasser richtig hoch, so dass auch wir mit den perfekten Wanderschuhen auf Steinen balancierten. Sonst bekommt man eben nasse Füße, mit solchen wandere ich aber nicht gerne.

Einer der Tunnel: Durch Dunkelheit und tiefe Pfützen
Einer der Tunnel: Durch Dunkelheit und tiefe Pfützen

Die Wege sind immer so breit, dass man keinen Bammel haben muss abzustürzen. Es darf also ganz entspannt gewandert werden.

Jetzt geht es bergab, auf angenehm breiten Wegen
Jetzt geht es bergab, auf angenehm breiten Wegen

Und hier ist sie, die Wahnsinns-Treppe. Wer anders herum läuft, der muss diese hochsteigen. Irgendwo habe ich gelesen, dass das für diejenigen sinnvoll ist, die nicht schwindelfrei sind. Aber treppab ist der Blick viel schöner!

Treppen ohne Ende - wer die wohl mal bauen musste?
Treppen ohne Ende – wer die wohl mal bauen musste?

Man kann sich vor Ort gar nicht satt sehen an der beeindruckenden Natur.

Viel Fels, wenig Wasser
Viel Fels, wenig Wasser

Dieses Bild entstand aus einem Tunnel-Loch kurz vor Ende der Tour in der Schlucht – es ging danach noch ein ganzes Stück weiter zum Parktplatz. Für Wildwasser-Aktivitäten hatten wir wirklich keine Kraft mehr. Es gab welche, die seilten sich aus dem Tunnel-Loch ab. Auch daran mochte ich nicht denken. Mein Wasservorrat ging zur Neige, die Kraft auch so langsam.

Die Wanderung neigt sich dem Ende, für Rafting reicht die Kraft nicht mehr
Die Wanderung neigt sich dem Ende, für Rafting reicht die Kraft nicht mehr

Hinter diesem Schlucht-Abschnitt führten Treppen hoch, es wurde belebter. Denn so mancher läuft nur vom Couloir Samson aus das kleine Stück zur Schlucht, testet den Tunnel, und geht wieder zurück. Zum Point Sublime ging es aber noch ein ganzes Stück weiter, laut Schild eine halbe Stunde. Es wäre weniger weit gewesen, hätte ein Schild korrekt gestanden, mit anderen haben wir uns kurz verlaufen. Eigentlich nicht schlimm, aber wir waren an dem Punkt, an dem uns irgendwie der Humor dafür fehlte. Na ja, nützt nichts, zurück und weiter … Umso mehr freuten wir uns über den Craftbier-Brauer aus dem Ort, dessen Bier wir noch abends in der Dorfkneipe testen würden. Mehr dazu findet ihr im Provence-Beitrag.

Der Weg in zur Schlucht führt ausschließlich über die Serpentinen, auf der Route des Cretes. Unser Wohnmobil hatten wir extra klein und schmal ausgewählt, und das war gut so. Als Nordlichter sind wir so etwas nicht gewohnt. Es gibt einige Parkbuchten; wer nicht wandern möchte, kann an diesen Buchten halten und die Aussicht genießen. Das machen viele, ich empfehle dafür einen Kleinwagen. 

Serpentinen an der Schlucht
Serpentinen an der Schlucht

Die nachfolgende Karte von Komoot ist hilfreich, irritiert mich aber. Woanders wird die Strecke mit 14 km angegeben, das ist marginal. Aber die Zeit? Vor Ort wird erzählt, dass schnelle Läufer 5 Stunden brauchen, langsame 7 Stunden. Am Schild beim Start stehen 6.30 Stunden zum Point Sublime. In meiner gedruckten Karte sind die Hügel zwischendrin auch anders eingezeichnet, das mag aber dort vereinfacht sein. Wie dem auch sei, wir sind gut 6 Stunden gelaufen. Nicht gehetzt, aber mit recht wenig Pausen. Die Tour hat tatsächlich geschlaucht. Erstmals war unser Wasservorrat ausgeschöpft; ich war echt platt. Und super glücklich, voller Eindrücke.

Ansonsten wird die Tour bei Komoot wie folgt beschrieben: Mittelschwere Wanderung. Gute Grundkondition erforderlich. Leicht begehbare Wege. Kein besonderes Können erforderlich. Von Schwindelfreiheit steht da nichts.

Auf Outdooractive ist die Wanderung übrigens ebenfalls eingestellt und mit 7 Stunden angegeben, das Höhenprofil ist dort wie in meiner Broschüre angezeigt. Mit 23 km ist die Strecke dafür viel zu lang ausgewiesen. Merkwürdig.

Zur Tour auf Komoot

Auf dem Weg gibt es nichts, also nehmt bloß genug Wasser (mindestens 2 Liter, ich hatte für meine Verhältnisse üppige 1,5 Liter – und damit zu wenig – dabei) und Proviant mit. Ich finde Trockenobst immer prima, und Hanfriegel aus dem Biomarkt. Natürlich sind die nicht berauschend, nur lecker und voller Energie. Und stellt euch darauf ein, in die Büsche zu verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen. Das sieht nämlich jeder, da man nie weit vom Weg weg kommt.

Weitere Infos zur Wanderung in der Schlucht: Grand Canyon du Verdon, Tripadvisor, Provence.de. Tolle Filme, die Erinnerungen bei mir wach werden lassen, findet ihr auf Youtube. Und wem die Tour zu lang ist, dem empfehle ich eine Wanderung in den Calanques.

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Wanderung durch die Verdon-Schlucht

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