Es ist einer der schönsten Orte Bremens. Ganz schön versteckt, im Hafengebiet. Eine Fundgrube für Haus-Sanierer: Die Bauteilbörse. Und eine Idee aus Bremen. [Werbung – unbezahlt]
Wer schon mal einen Altbau saniert hat, der weiß, wie schwer es ist passende Teile zu finden: Alte Fliesen müssen ersetzt werden, eine passende Tür fehlt, oder der Schlüssel dafür. Mit Glück kann die Bauteilbörse helfen. Diese bekommt Objekte beispielsweise aus Abriss-Häusern oder Renovierungen, und hilft auch teilweise beim Ausbau, auf jeden Fall aber beim Transport. Auf diese Weise haben wir unsere Biberschwänze gespendet, da unser Dach so nicht mehr zu retten war. Auch, wenn wir alles am liebsten erhalten oder sogar im Original-Zustand wiederherstellen möchten. Alle Biberschwänze, also die alten Dachziegel, wurden vier Stockwerke von uns herunter geschleppt, und die brauchbaren dann von der Bauteilbörse abgeholt. Wir haben einen großen Teil der Transport- und Bauschuttkosten gespart, und irgendjemand konnte mit unseren Biberschwänzen das Dach reparieren. Gerade das war der Antrieb für uns, anderen zu helfen und damit auch zu ermöglichen, dass andere Altbauten erhalten werden können. Ein guter Deal, oder? Geld und Zeit sparen, die Umwelt schonen, historische Werte bewahren. Gelebte Nachhaltigkeit. Und eine Fundgrube, um selbst Neues zu entdecken.
Schon am Eingang merkt man: Hier sind engagierte Menschen am Werk. Und man ahnt, dass eine Entdeckungsreise beginnt. Ein Sammelsurium an Dingen. Das man sich zum Teil auch vorher im Web anschauen kann. Aber einfach hierher zu kommen ist doch viel spannender: Die Jagd kann losgehen.
Hier und da muss man man genauer hinschauen, um Schönheiten und Skurrilitäten zu erkennen. Und manchmal rufen einzelne Stücke geradezu: Nimm mich mit! Aber nicht alle kann man retten, hegen und pflegen, wenn doch der Platz einfach nicht da ist. Und wenn auch recht günstig – geschenkt gibt es die Teile natürlich nicht. Ach ja, ich erinnere mich: Nur, weil mal ein Balkongeländer so schön war, wollte ich doch glatt einen Balkon ins Haus bauen. Zur Straße hin, wo abends Sonne ist. Das war dann aber doch zu viel Aufwand. Und alles andere als authentisch.
Die Bekleidungen, die haben für mich eine besondere Bedeutung. Sie gehören zu den Türen Marke „Ideal Standard“ um 1910. Denke ich doch, wenn sie bei uns noch original sind. Einige Bekleidungen und Türen fehlten, waren schlecht umgebaut, und so weiter. Hier wurden wir fündig, und wir flickten und komplettierten alles so unauffällig wie möglich. Na ja, Olaf vor allem, ich war nachher Meisterin darin, die Farbe abzubrennen und alles schön zu schleifen. Da konnte ich nichts falsch machen. Irgendwie auch eine meditative Geschichte. Links seht ihr, wie sie – inzwischen rund 10 Jahre nach der Türen-Renovierung – noch aussehen. Ein schnelles Handy-Foto vom Schreibtisch aus. Ich meine, es hat sich gelohnt.
Aus der Entfernung, da sieht vieles erst einmal durcheinander aus, ist es aber nicht. Alles hat seinen Platz, die Ordnung ist erstaunlich. Ja, die Bakelit-Schalter. Am liebsten hätte ich damals welche neu von Manufactum bestellt, aber das war dann definitv zu teuer. Diese fand ich erst später, aber, man muss nicht von Fach sein um zu merken: Sie reichen eh nicht für ein Haus. Das seht ihr in der Mitte der unteren Bildergalerie.
Der Grund des Besuchs war vor Kurzem ein bevorstehender Küchen-Anbau-Umbau. Mit Ziel der Küchen-Erweiterung. Wir ließen uns besonders im Bereich der Fliesen inspirieren, fanden aber keine passenden. Aber wir fanden einige, die noch original bei uns in der Küche vorhanden sind. Da brauchen wir allerdings keinen Ersatz. Auch im Flur, die alten Zementfliesen, sind glücklicherweise noch intakt. Beim Küchenprojekt kommen die wunderbaren Zementfliesen leider nicht in Betracht. Der Aufwand der Entkopplung wäre uns zu groß, die Erfahrung haben wir schon im Bad gemacht. Manchmal sollte man sich eben auch bremsen.
Schnell auf auf die Toilette, bevor es wieder los geht? Wohl nicht, denn das ist nur ein Durchgang, da ging es wohl früher weiter zum stillen Örtchen. Einiges wird genau dann zum großen Schatz, wenn man es braucht. Ich – gerade nicht.
Diesmal wurden wir nicht fündig, aber das macht nichts. Es ist ein Glücksspiel. Und für spätere Projekte kann man sich prima merken, was es in etwa gibt. Manche Teile, die scheinen dort seit Jahren auf den perfekten Käufer zu warten. Manche gehen schneller weg, dann hat man halt Pech. Unsere Biberschwänze, die lagen da geschätzt zwei Jahre. Und irgendwann waren sie einfach weg, da wurden sie doch noch gebraucht. Ein neues Dach-Leben gegen einen Dach-Schaden.
Toll finde ich übrigens die Vorher-Nachher-Beispiele auf der Seite der Bauteilbörse. Es muss ja nicht alles dem urspünglichen Zweck zugeführt werden, Phantasie ist gefragt.
Zum Bauteilnetz gibt es auch einen schönen Film.
Meine Bitte an alle, die sich von alten Teilen aus alten Häusern trennen: Denkt an diejenigen, die ihr damit glücklich machen könnt. Gebt die der Bauteilbörse, dann habt ihr wirklich das Gefühl, ganz einfach etwas Gutes getan zu haben.
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