Lustige Tierchen

Madagaskar Teil 4 – Kunst und Kulinarik

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Gärtnern und DIY – zwei Dinge die in der sogenannten ersten Welt groß in Mode sind. Etwas selbst anbauen und gestalten, wissen wo Dinge herkommen, möglichst nachhaltig mit Ressourcen umgehen. Auch in Madagaskar ist das ein Thema, wenn auch oft aus anderen Motiven. Sicher nicht, weil es in Europa Mode ist. [Werbung – unbezahlt]

Zwischen Handwerk und Kunst

Zebuhorn-Manufaktur in Antsirabe
Zebuhorn-Manufaktur in Antsirabe

Maschinen Marke Eigenbau, Nachhaltigkeit bis ins Letzte, wunderbare kunstvolle Produkte die mit einfachen Mitteln entstehen: In einer Manufaktur in Antsirabe wurde uns ausführlich erklärt, wie man aus Zebu-Horn Löffel, Schmuck und alles Mögliche macht, was sich verkaufen lässt. Der alte Pizzakarton hat ebenso seinen Sinn wie die Jeans, aus der die Polierscheibe erstellt wird. Und die Späne? Na klar, Hornspäne, die bekommen die Pflanzen als Dünger. Das europäische Bildungsbürgertum ist begeistert, dort ist das natürlich ganz normal. So war es früher ja auch bei uns, bevor wir uns zur Wegwerf-Gesellschaft entwickelt haben.

Häufig fühle ich mich unwohl, wenn ich dann in den Verkaufsraum komme und denke, nun muss ich auch etwas kaufen, das entspricht aber gar nicht meinem Geschmack, und handeln möchte ich auch nicht. Hier war alles wunderbar anders: Wir konnten ganz in Ruhe schauen, viele Produkte fand ich wirklich schön, und die Preise waren gesetzt. Alles richtig gemacht, wir haben entspannt ordentlich eingekauft.

Produktion von kunstvollem Antaimoro-Papier
Produktion von kunstvollem Antaimoro-Papier

Eine weitere Manufaktur, die wir besucht haben, lag in der Nähe von Fiana. Hier wird die Rinde des Avoha-Baumes zu Papier verarbeitet und kunstvoll verziert. Vier Stunden muss der Brei geklopft werden, keine leichte Arbeit. Die Angestellten haben viele Freiheiten bei der Gestaltung mit Blüten und sonstigen Verzierungen. Auch hier habe ich mich bei der Führung und im Laden wirklich wohl gefühlt. Grinsen musste ich bei dem großen Schild, man möge doch Facebook-Fan werden. Während in Deutschland viele Läden die sozialen Medien und das Internet im Ganzen noch nicht für sich entdeckt haben, ist das dort sehr verbreitet. Also für alle, hier ist der Link: Facebook. Daumen hoch!

Verkaufsstände an der Straße zwischen Fiana und Tana
Verkaufsstände an der Straße zwischen Fiana und Tana

Die Erzeugnisse ganzer Familien und Dörfer werden an der Straße verkauft. Jedes Gebiet hat sich auf ein Produkt spezialisiert. Wenn man also am ersten Stand vorbeigefahren ist, kommt garantiert bald der nächste mit den gleichen Produkten. Sehr praktisch. Ebenso praktisch empfand ich das Holz-Schneidebrett mit der Erhebung in der Mitte, im täglichen Leben hat es sich dann aber doch nicht so etabliert. Eine Maria-Skulptur oder Spielzeug standen gerade nicht auf dem Wunschzettel. Aber diese Korbwaren, hach, da mussten wir alle zuschlagen. Der Einkaufskorb ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Da habe ich sogar gehandelt. So gut, dass ich mit einem schlechten Gewissen gefahren bin. Für das Mädchen hieß es: Viel Arbeit für wenig Geld.

Besonders schön: Die Korbwaren
Besonders schön: Die Korbwaren

Auch wenn ich mehr zu den farblosen – sagen wir: natürlichen – Produkten gegriffen habe, dieser Farbenrausch ist doch toll. Und diese hübschen Tierchen!!!

Metallkunst trifft Gemüsegarten
Metallkunst trifft Gemüsegarten

Wenn man von Süden nach Tana fährt, dann geht es vor der Brücke, auf der Markt gehalten wird, rechts in eine Straße. Nach ca. 2 km ist man dort. Genau so war die Wegbeschreibung jedes Menschen, den man gefragt hatte, es war schier zum Verzweifeln. Aber wie sollte es sein? Die Brücke hat man deutlich erkannt, die Beschreibung war perfekt, und der Besuch dieses Projektes lohnt allemal: Schon im Arboretum und im Haus meiner Schwester habe ich die wunderbaren Metallarbeiten gesehen. Als Absolventin eines VHS-Kurses „Schmieden und Schweißen“ war das natürlich ganz meins. Für die Baobab-Schmuckhalter habe ich zwar keinen Platz, aber auch hier kann man nicht mit leeren Händen gehen. Und wird, wie immer, angenehm in Ruhe gelassen.

Der Zeitpunkt des Besuchs war nicht optimal, es war Mittagspause. Was bedeutet, dass man den Beschäftigten nicht lange bei der Arbeit zusehen konnte, die Führung über das Gelände geriet dadurch sehr kurz. Angeschlossen ist eine Schule, das Projekt hat einen sozialen Hintergrund. Und einiges, was zum Essen zubereitet und von Schülern und Erwachsenen, die hier weitergebildet werden, gegessen wird, kommt direkt aus dem Garten: Die Salate wachsen vor und neben den Arbeitsplätzen, Kräuter, Tomaten und alles Mögliche gedeihen zwischen Blumen und Metallkunst. Im kleinen Rahmen mache ich genau das in meinem Garten. Nur die Hühner, die fehlen bei mir.

Bodenständige Kulinarik

Typisches Essen im Land und am Wasser
Typisches Essen im Land und am Wasser

In den kleinen Hotelys, etwas zwischen Imbiss und Restaurant, speisen auch viele Einheimische. Guides und Chauffeure der Touristen werden kostenlos beköstigt. Es gibt was gerade da ist. Immer ist natürlich der ewig lange gekochte Reis (die Madagassen sind Weltmeister beim Reisverbrauch), der aber durchaus schmeckt. Er muss leicht anbrennen. Das Kochwasser wird dann kalt als Erfrischung getrunken, und schmeckt wirklich ein wenig verbrannt. Ein Wasser mit intensiven Röstaromen. Ina liebt es, ich – na ja. Möhren gibt es fast immer, ebenso Bohnen, und Bred. Es werden viele Blattgemüse gegessen, aber Bred begegnet mir immer wieder. Was das ist? Das löse ich weiter unten im Artikel auf! Und ob es wirklich Bred geschrieben wird? Keine Ahnung, ich finde dazu einfach nichts, so habe ich es in mein Notizbuch geschrieben.

In St. Augustin, am Meer, gibt es natürlich tollen Fisch sowie Meeresfrüchte. Was die Fischer so aus Meer und Lagune ziehen, das wird zubereitet. Super lecker soll es gewesen sein. Der Fisch war zu zweit nicht zu schaffen, da hat unser Chauffeur gerne geholfen. So ein frisches gegrilltes Prachtexemplar bekommt er als Hauptstadt-Bewohner nicht so oft auf den Tisch.

Leckere Kuchen "im Vorbeifahren"
Leckere Kuchen „im Vorbeifahren“

Hach, und es ist ja so praktisch, wenn die Speisen einfach zum Auto getragen werden. Nicht aussteigen müssen, Ina klärt das Geschäftliche. Diese kleinen Kuchen sind super lecker, wir haben uns die geteilt. Logisch, dass der Chauffeur immer das größte Stück bekommen hatte. Man muss allerdings sehr aufpassen, dass man auch wirklich bei der Frau kauft, die zuerst da war, sonst gibt es Zetereien.

Üppige Auswahl auf den Märkten
Üppige Auswahl auf den Märkten

Auf dem Markt mitten in Tana gibt es alles, was man sich vorstellen kann. Diese Auswahl habe ich im ganzen Land nicht gesehen. Hm, lecker, Erdbeeren!

In der Markthalle von Antsirabe
In der Markthalle von Antsirabe

In der Markthalle von Antsirabe gibt es ebenfalls eine große Auswahl. Lebende Hühner, fehlende Kühlketten – all das kennt man ja aus aller Welt. Wir besorgen uns hier Mini-Mangos und ein Coeur-du-boeuf. Letzteres ist super süß, man muss die Kerne ablutschen. Weiter unten seht ihr es aufgeschnitten.

Stilleben von Hühnern und Gemüse
Stilleben von Hühnern und Gemüse

Hier gibt es sogar Blumenkohl und Brokkoli. Bis in „meine“ Hotelys hat es dieses Gemüse leider nicht geschafft. Eigentlich komisch, dass dort so viel Fleisch gegessen wird, wenn Gemüse doch viel günstiger ist!?

Bei Anstirabe liegt das Hauptgebiet für den Gemüseanbau
Bei Anstirabe liegt das Hauptgebiet für den Gemüseanbau

Gemüse bekommt man am besten rund um Antsirabe. An den Straßen findet man aber natürlich auch alles, was sonst noch so gebraucht wird.

Frische Früchte und frittierter Fisch
Frische Früchte und frittierter Fisch

In Ifaty habe ich es dann gewagt: An der Straßen-Garküche habe ich frittierte Bällchen probiert. Das war was mit Mais. Super lecker! Dazu gekochte (hier weiße) Süßkartoffel. Viel besser als die gelbe bei uns, schön sättigend, und auch für europäische Mägen unkritisch. Witzig ist, dass Papier aus alten Heften etc. als Verpackung dient. Denn im Gegensatz zu Deutschland hat man dort das Plastiktüten-Verbot schon durchgesetzt. Das noch einmal zum Thema Nachhaltigkeit.

Landwirtschaft in Madagaskar

Ina erklärt uns den Reisanbau
Ina erklärt uns den Reisanbau

Im Oktober wurde mit der Reis-Saat begonnen. Auf kleinen Feldern wächst er heran, dann muss er pikiert und in die größeren gefluteten Felder gesetzt werden. Natürlich alles von Hand, mein Rücken tut schon beim Zusehen weh. Unsere Spargel-Erntehelfer werden ein Lied davon singen können. Die Ernte erfolgt etwa 3 Monate nach der Aussaat, es gibt also mehrere Ernten. Da es im Winter wenig regnet, ist dann kein Anbau möglich. Ein Reiskorn entwickelt so etwa 1.000 neue Körner, hat Ina berichtet. Ein Feld bringt etwa eine Tonne Reis pro Ernte, wenn ich das richtig verstanden habe. Aber auch das reicht dem reishungrigen Land nicht, es muss zusätzlich importiert werden.

Reis, Heilpflanzen, Gemüse - hier gedeiht vieles
Reis, Heilpflanzen, Gemüse – hier gedeiht vieles

In Terrassen werden die unterschiedlichsten Pflanzen angebaut. Eine Freude für Vegetarier-Hobbygärtner-Augen.

Von Obst bis Rum
Von Obst bis Rum

Bananen (super lecker), Mais (super Fotomotiv) oder Mangos (super große Plantagen – wie im Alten Land) überraschen nicht. Unbekannter ist vielleicht die Tamarinde, sie schmeckt sehr säuerlich. Aber die Marmelade, die Frauen in Kooperativen daraus herstellen, ist extrem lecker. Auch die Frucht bzw. der Samen daneben ist säuerlich, zudem mehlig: Tapis habe ich mir dazu notiert. Die wild wachsenden Früchte werden aufgesammelt und dann an der Straße verkauft. Auch hieraus soll man gut Konfitüre herstellen können. Die Früchte unten mögen eher die Lemuren, den Rum die Ahnen. Eine Pflicht-Opfergabe, die man vorsichtshalber immer dabei haben sollte. Na ja, nicht als Tourist. Das Brennen ist zwar nicht erlaubt, die Fässer sieht man aber offen an der Hauptstraße. Wo kein Kläger …

Gemüseanbau in Isalo - Hotelprojekt in europäischer Ordnung
Gemüseanbau in Isalo – Hotelprojekt in europäischer Ordnung

Einige Hotels, besonders wenn diese von Franzosen geführt werden, gehen dazu über selbst Obst und Gemüse anzubauen, um dies den Gästen frisch und in größerer Vielfalt anbieten zu können. Bei unserem Reitausflug in Isalo sah ich diese geordnete Anlage. Wer es vielleicht nicht erkannt hat: Rechts sieht man eine kleine Ananas.

Bio-Gemüsegarten nach madagassischem Geschmack
Bio-Gemüsegarten nach madagassischem Geschmack

Dies ist die Bio-Versuchs-Gartenanlage des Hotels in Ifaty. Manche Erzeugnisse werden dort auch aufgetischt. Ich war wohl der erste Gast, der konkret nachgefragt hatte ob man diesen Garten besichtigen dürfe. Ein Einheimischer lebt dort mit seiner Familie, bewirtschaftet den Garten und testet ganz viel. Alles ökologisch. Eine tolle Sache, und ein super freundlicher Gärtner-„Kollege“. Viele Dinge kamen mir tatsächlich aus eigenen Versuchen bekannt vor.

Prickelnde Parakresse, massenhaft Mangold & mehr
Prickelnde Parakresse, massenhaft Mangold & mehr

Und nun, neben einigen leckeren Impressionen, die Auflösung: Bred ist nach meinem Ermessen (und dem Geschmachtstest) Parakresse. Eine Pflanze kostet bei Rühlemann über drei Euro. Als ich das Feld (Foto oben links) sehe und den europäischen Preis eines einzigen Pflänzchens nenne, werden die Augen ganz groß. Ich hatte die selbst schon, vor allem weil die Pflanze schick aussieht. Und weil man mit dem Prickeln auf der Zunge Leute ärgern kann. Kurz vor dem Winter, und damit vor dem Ende für die Parakresse, hätte ich die wohl mal in den Topf schmeißen sollen. Zu spät.

Weinanbau bei Fiana
Weinanbau bei Fiana

Und zum Abschluss: Der Wein. Es gibt ein Anbaugebiet bei Fiana. Vielleicht ist er noch nicht so weit internationale Preise abzuräumen, aber man kann ihn durchaus trinken. Ist doch klar, dass man das testen muss. Tja, und die Tafel Schokolade wollte ich eigentlich auch gezeigt haben, aber die war einfach zu schnell weg. Es war eine schöne Erinnerung an einen schönen Urlaub: Das Wein-und-Schokolade-Tasting „Made in Madagascar“.

Noch mehr Madagaskar

Meine weiteren Berichte:

Lage und Reiseroute

Zur Orientierung findet ihr hier die Madagaskar-Karte samt Reiseroute.

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