Neapel hat im wahrsten Wortsinn eine faszinierende Unterwelt. Für den Hausbau hat man früher den gelben vulkanischen Tuffstein einfach unter der Erde abgetragen. Es entstanden ein unterirdisches Labyrinth, Zisternen, Höhlen, Friedhöfe und Kapellen. Diese Unterwelt war mein absolutes Neapel-Highlight. [Werbung – unbezahlt]
In Neapel habe ich mehrere unterirdische Schätze gesehen. Immer fein am Ende der Gruppe, damit ich mit meiner kleinen Kompaktkamera einigermaßen passable Fotos ohne Menschen machen konnte. Als wäre ich alleine gewesen. Durch diese Taktik geht leider vieles von dem verloren, was die wirklich guten Guides erzählt haben. Euch empfehle ich, aufmerksamer zu sein.
Napoli Sotteranea – Zisterne und Abfallhalde
Seit 5.000 Jahren wird der Tuffstein Neapels bereits abgebaut. Man benötigte ihn für Festungen, und später für die Häuser, die direkt darüber errichtet wurden. Die entstandenen Höhlen wurden von den Römern später durch Kanäle verbunden, und Wasser aus den Aquädukten eingeleitet. So entstand ein Zisternen-System mit Brunnen direkt unter den Häusern. Sehr praktisch, auch für Diebe. Später wurde Schutt eingelagert, so dass die Räume viel niedriger sind als früher. Und es wurden Zugänge geschaffen, als das System als Bunker diente.
Die Tour durch diese Welt war super spannend, mal amüsant, mal bedrückend. Zeitweise kam man nur weiter mit einer Kerze in der Hand, quer laufend und mit eingezogenem Bauch. Besser, man geht erst danach zum Pizzabäcker.
Es gibt mehrere Eingänge, von denen aus Führungen angeboten werden, weshalb in den Filmen auch unterschiedliche Ansichten gezeigt werden. Wir wählten zufällig den an der Piazza San Gaetano. Tickets können direkt am Eingang gekauft werden, die nächste Tour lässt sicher nicht lange auf sich warten.
Mehr zur Geschichte, und dazu was das alles mit Kaiser Nero zu tun hat, könnt ihr in meinem separaten Artikel erfahren.
Catacombe di San Gaudioso – Malerei und Schädel
In die Katakomben unter der Basilica Santa Maria della Sanità führt ein Zugang in der Nähe des Altars. Bilder hierzu findet ihr unten im Film. Die Gräber sind speziell: Die Menschen wurden auf die Wand gemalt, und die Schädel dazu in die Wand eingelassen. Leider waren die Katakomben geschlossen, so dass wir direkt weiter liefen zu den Katakomben von San Gennaro. Beide sind über ein gemeinsames Ticket zugänglich.
Übrigens schienen selbst die Polizisten nichts von den Katakomben zu wissen. Vielleicht, weil sie Pause machten. Wenn die Kirche geschlossen ist, sind keine Schilder zu finden. Also besser vorher informieren.
Viele Infos zur Geschichte, Bilder und mehr findet ihr auf der Seite der Catacombe di Napoli. Ein Muss, wenn ich mal wieder in Neapel sein sollte.
Catacombe di San Gennaro – Gruft und Kapelle
Die Katakomben von San Gennaro haben mir den Atem geraubt. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Überall an den Seiten und im Boden waren Gräber. In ganz dunklen Ecken lagen noch vergessene Knochen. Dann die christlichen Wandmalereien. Ein mystischer und bewegender Ort, der nichts Gruseliges an sich hat. Und überraschend weitläufig ist.
Der Ort wurde auch als Kapelle und Kirche genutzt. Und noch heute lassen sich in einer Kapelle an der Seite Paare trauen. Eine Hochzeit in diesem Umfeld ist schon ungewöhnlich.
Auch hier lässt sich die Unterwelt nur im Rahmen von Führungen ansehen. Die Tickets gibt es im Besucherzentrum direkt neben der Basilica di San Gennaro Extra Moenia. Als zwei Schulklassen parallel warteten dachte ich, das kann ja heiter werden. Aber die Gruppen werden geschickt separat geführt, so dass die Katakomben mit der nötigen Ruhe besichtigt werden. Toll organisiert!
Schön finde ich, dass man die Katakomben hier digital beleuchten kann.
Weitere Infos und Bilder findet ihr in meinem separaten Beitrag über die Katakomben von San Gennaro.
Cimitero delle Fontanelle – Würdiges Massengrab
In den Katakomben gab es keine Toten. Viele von Ihnen wurden auf den Friedhof Fontanelle ganz in der Nähe gebracht. Ein riesiges Beinhaus, wie es sie in kleineren Maßstäben ja auch bei uns gab, und teilweise immer noch gibt. Nur ist dieser gigantische Friedhof in einem alten Steinbruch untergebracht. Mit spannenden Ritualen. Wow, was ist das, dachte ich? Unvorstellbar, das muss man erlebt haben. Die Tausenden von Toten sind nicht abstoßend, alles hat komischerweise eine besondere Ästhetik. Man fängt an zu flüstern, oder ganz zu verstummen.
Der Eintritt kostet nichts. Wenn ihr angesprochen werdet wegen eines Tickets, geht einfach weiter. Was allerdings Sinn machen dürfte, das wäre ein Guide, der alles erklärt. Im Film unten wird aber auch berichtet, das hatten wir noch grob im Kopf.
Der Weg führt nicht durch die schönste Gegend. Das machte es besonders spannend, ist aber ist nichts für eine nächtliche Wanderung, denke ich.
Weitere Infos erhaltet ihr in meinem separaten Artikel.
Santa Maria delle Anime del Purgatorio ad Arco – Die „Fegefeuer-Kirche“
Diese Kirche ist direkt an der Via Tribunali zu finden, erkennbar an den Totenschädeln. Als wir kamen, gab es keine englische Führung. Wir schlossen uns einer italienischen an, und verstanden kaum etwas, dennoch war es ein tolles Erlebnis. Im Film unten seht ihr, was wir gesehen haben. In den Katakomben und der „Zwischenkirche“, in der für alle gebetet wird die aus dem Fegefeuer erlöst werden sollen, durfte nicht fotografiert werden, nur in der Kirche selbst. Die Kirche ist vor allem ein Tipp für diejenigen, die wenig Zeit in der Stadt haben, und mittendrin etwas über diese Kultur erfahren möchten. Auf drei Ebenen. Auch hier sahen wir, wie später auf dem Friedhof Fontanelle, Bustickets auf den Gräbern und bei den Schädeln. Unbenutze Tickets, nicht entwertet. Für den Weg zurück? Wer sagt denn, dass es wirklich vorbei ist?
Vielleicht fragt ihr euch, was ich an den ganzen Schädeln finde. Ehrlich gesagt bin ich häufiger erschrocken bei dem Bild von Jesus, am Kreuz, gefoltert, blutend.
Cappella Sansevero – Bildhauer-Träume und Draht-Menschen
Diese Kapelle war etwas Besonderes. Nicht nur, weil sie direkt neben unserer Ferienwohnung lag: Dachterrasse mit Kapellenblick.
Wir wollten eigentlich nur die Menschen aus Draht im Keller sehen, so dass wir uns weder Zeit noch einen Audioguide nahmen. Ich kann nicht richtig sagen, ob das ein Fehler war. So schlecht, wie wir hier vorbereitet waren, wussten wir nichts von der genialen Bildhauerkunst in der kleinen Kirche. Als wäre das Tuch durchsichtig, ein Wahnsinn. Den viele Menschen sehen wollten. Es war mir trotz der Regulierung der Besucherströme etwas eng, und macht Sinn früh zu kommen. Der Mini-Raum vor den Draht-Menschen war auch zu voll, in Ruhe konnten wir nicht schauen. Mehr Geduld und Wertschätzung wären angebracht gewesen, ich weiß.
In der Kirche galt ein striktes Fotografier-Verbot, daher verlinke ich diesen Film.
Tour und Film
Eine Tour entlang der Holy Mile ist ganz schön sportlich, ich habe sie nicht gemacht. Aber um schnell alles abzuhaken, wohl perfekt.
Über diesen Film bin ich auf die Unterwelten überhaupt aufmerksam geworden.
Weitere Informationen und Bilder findet ihr in diesem Film.
Was ich sah, und was ich noch sehen möchte, das seht ihr in der Karte.
Im letzten Artikel ging es um Streetart und Welterbe, demnächst folgt ein Artikel über die Ausflüge.
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Frauke
Ein wenig gruselig, aber sehr spannend. Wirklich eine faszinierende Unterwelt!
Fütr den nächsten Besuch in Neapel schon vorgemerkt.
Liebe Grüße
Frauke