Ale, die englische Spezialität, verbinde ich mit warmem Bier ohne Spritz und Schaum. Und genau so mag es Stephan, dem wir etwas ganz Besonderes zu Weihnachten geschenkt haben: Selbstgebrautes Ale, mit dem er bei einem Besuch von englischen Freunden – hoffentlich – angeben könnte. Ein experimentelles und kulinarisches Abenteuer begann sechs Wochen vor dem angekündigten Besuch. Denn eins braucht man beim Bierbrauen: Geduld.
Ein Ale für Stephan
Im ersten Beitrag zu Olafs Traum vom eigenen Bier wurden schon einige Infos zum Ablauf des Prozesses vorgestellt. Das ist beim Brauen von Ale nicht anders, daher gibt es dazu nachfolgend nur einige Impressionen. Verwendet haben wir die Hopfensorten Sladek und Bramling, die im Etikett später aufgeführt wurden. Unser erstes Etikett – selbst entworfen, ausgeschnibbelt und geklebt. Für die Menge von fast 20 Litern, also 40 Flaschen, machen wir das sicher nicht noch einmal. 🙂
Stirred by Stephan, auch das steht auf dem Etikett. Denn unermüdlich hat er gerührt, gerührt, gerührt. Gemeinsam mit weiteren Freunden wurden aus dem Brautag und, nach fast sechs Wochen, aus der Verkostung ein kleines Event.
Nach dem Einhalten der verschiedenen Rasten, nach Rühren, Läutern und Kochen folgt die Phase, in der alles bis ins Detail desinfiziert werden muss. Die Hefezugabe erfolgt nach dem Runterkühlen des Suds im Gärbottich. Der Intruder sieht zwar nicht Vertrauen erweckend aus, ist aber absolut steril und erleichtert die Arbeit ungemein. Zudem macht es damit einfach Spaß. Danach muss das Gebräu warm stehen, damit die Hefe mit der Arbeit beginnen kann.
Am nächsten Tag muss alles, was sich oben durch die Arbeit der Hefe absetzt, abgeschöpft werden. Wenn man am übernächsten Tag sieht dass die Hefe weiterhin aktiv arbeitet dann wiederholt man dies, bevor man tags darauf den Sud in die Flaschen abfüllt. In diesen gärt das Gebräu dann bei geringeren Temperaturen weiter. Aus der letzten Flasche, die nicht mehr gefüllt werden konnte, haben wir ein wenig Jungbier verkostet. Zu schmecken war schon, dass wir bestimmt Erfolg haben mit dem Ale-Experiment. Der Vollständigkeit halber: Einen Tag nach dem Abfüllen müssen die Flaschen geöffnet werden um Druck abzulassen. Am Plopp-Geräusch hört man ob dies am Tag darauf noch einmal wiederholt werden muss.
Nach gut zwei Wochen haben wir aus Interesse schon mal drei Flaschen verkostet. Schön vor dem warmen Ofen war zu merken: Das knallt. Aber es schmeckte schon richtig gut und schäumte auch, was ich persönlich bevorzuge.
Nach knapp sechs Wochen wurde endlich gefeiert. Überraschend war, dass das Ale fast gar nicht mehr geschäumt hat. Den Alkoholgehalt haben wir nicht messen können, er war aber gefühlt höher als bei einem Pils und etwas geringer als bei Pale Ale. Den Ale-Spezialisten mit viel Verkostungserfahrung in England war aber klar: Das war ein Ale wie es sein muss.
Ein paar Flaschen wurden dann aber doch übrig gelassen – für den besagten Besuch aus England. Was der zu dem Ale gesagt hat? Das ist nicht überliefert. Aber vielleicht kommentieren die Herren von der Insel dies hier im Blog. Ich würde mich freuen!
Nachtrag vom 15. März: Ich erlaube mir, die Rückmeldung des Engländers, der zwei Flaschen mitgenommen hat, zu zitieren:
„… I just wanted to let you know that I have enjoyed drinking the Möckernbräu. I’m just finishing off the second bottle. I love the fact that it is not fizzy and it has a grapefruity, potatoey taste, which I like. If I drank it at a beer festival in the UK I would certainly have another one. Great work my friend, you should go into business! …“
Daten und Fakten
Brautag 24. Januar 2015
- Malz: Optic Pale Ale Malz, Halcyon Pale Ale Malz
- Hopfen: Sladek (Pellets), Bramling Cross (Pellets)
- Hefe: Mangrove Jack’s M79 Burton Union (obergärige Trockenhefe)
- Ergebnis: siehe Zitat oben
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