Diesmal war alles anders: Wir brauten nicht für uns, sondern für den guten Zweck. Erstmals hatten sich Heimbrauer aus Bremen und Umgebung zusammen getan, um einen Stand bei den Craft Bier Tagen der Union zu betreiben. Ob das wohl ein Erfolg werden würde?
Unser Bier – einmal fett, einmal fruchtig
Zuerst möchte ich aber über unsere beiden Sude berichten. Die haben Olaf und ich zusammen gebraut, eigentlich sind es Gemeinschaftswerke, aber jeder war maßgeblich für ein Rezept zuständig. Wie für die Frage, ob noch gestopft werden soll oder nicht. Daraus wurde ein kleiner Contest.
Der Herr des Hauses wollte ein Bier kreieren das fett ist. Nicht super stark vom Alkoholgehalt, aber sozusagen ein Maul voll Bier. Ein Landbier mit ordentlich Getreide. Das Mehrkorn-Müsli mit Hafer und vor allem Roggenmalz verstärkten hierbei die Viskosität. Beim Brauen gab es eine klitzekleine Meinungsverschiedenheit, ich hätte mehr Nachguss genommen, um das Bier leichter zu machen. Aber Olaf entschied bei diesem Sud, und am Ende war das auch richtig so. Eventuell.
Die Dame des Hauses wünschte sich ein Bier, das im Gegensatz zu vielen Craft Bieren nicht so einen hohen Alkoholgehalt hat und schön frisch, aber nicht hopfig schmeckt. Dabei half eine Hand voll Kaffir-Limettenblätter. Bloß wie viele? Gegen Ende der Hauptgärung probierten wir, und stopften mit einer weiteren Ladung Kaffir-Limette. Das Ergebnis gab uns Recht, auch wenn wir uns unsicher waren, denn so etwas kann auch leicht zu herb werden. Es hätte im Endeffekt sogar noch ein wenig mehr sein dürfen. Übrigens haben wir schon einmal mit Kaffir-Limette gebraut, díe Pflanze findet ihr im Beitrag Bier mit Grünzeug und Gemüse.
Etwa drei Wochen Reifung waren vergangen, als wir das Bier probierten. Wir mussten ja wissen, ob wir das so gegen Spende verkaufen konnten, und gingen ganz aufgeregt an die Schlachte. Zu dem Zeitpunkt gewann mein Weizen den Geschmackstest, ich war Stolz wie Bolle. Aber das von Olaf, das wir extra zuerst gebraut hatten, konnte auch noch ein wenig mehr Reifung vertragen.
Am Stand gingen beide gut weg. Meins ein bisschen schneller. War ja auch heiß, mehr das Limbo-Wetter. Trotzdem: Ich hatte den Mini-Contest gewonnen!
Polka – Daten und Fakten
Brautag 25.03.2018
- Malz: Wiener, Roggen, Halcyon Pale Ale, Cara Crystal
- Hopfen: Horizon, Tettnanger (Grünhopfen aus dem Garten), Challenger
- Hefe: Mangrove Jack‘s M15 Empire Ale
- Sonstiges: Bio-3-Korn-Flocken (Hafer, Dinkel, Roggen)
- Ergebnis: Eher kräftiges würziges Bier, leichte Frucht. Durch Zugabe von Roggenmalz recht sämig.
- Stammwürze: 14,8 %
- Alkoholgehalt: 5,8 %
Limbo – Daten und Fakten
Brautag 02.04.2018
- Malz: Weizen hell, Halcyon Pale Ale, Cara Pils, Cara Wheat
- Hopfen: Tettnanger (Grünhopfen aus dem Garten), Glacier, Magnum
- Hefe: Mangrove Jack‘s M20 Bavarian Wheat
- Sonstiges: Blätter der Kaffir-Limette (gekocht+gestopft)
- Ergebnis: Mit Kaffir-Limettenblättern gebrautes und gestopftes Weizenbier, spritzig-limettig, ohne dass das klassische Weizenaroma zu sehr in den Hintergrund tritt.
- Stammwürze: 13,8 %
- Alkoholgehalt: 5,0 %
Heimbrauer auf den Craft Bier Tagen
Einmal monatlich, immer am letzten Montag, treffen sich Heimbrauer*Innen oder Leute, die damit starten möchten, bei der Union. Ihr habt auch Lust zu kommen? Dann meldet euch bei Carsten, Infos findet ihr auf deren Website.
Selbstverständlich sind alle beim Zoll angemeldet, auch diese Aktion an sich, dafür werden brav Steuern bezahlt. Und da fast keiner von uns ein Gewerbe betreibt, haben am Ende alle ihr Bier gespendet. Wir entschieden uns für die Suppenengel. Wobei die Arbeitszeit mehr Wert hat als die reinen Zutaten. Über 200 Liter waren es, die 8 Heimbrauer*Innen aus 6 Hausbrauereien in knapp 250 Arbeitsstunden gebraut haben, 12 Sorten waren im Verkauf.
Herzlichen Dank noch einmal an die Union, die den Stand kostenlos zur Verfügung gestellt hat.
Das Wetter war an den beiden Tagen Ende Mai super sommerlich, die Stimmung gut. Es machte richtig Spaß.
Es gab ein Team, das fast die ganze Zeit dabei war. Leere Flaschen wegbringen, volle aus dem Kühlhaus holen, verkaufen, Gläser austauschen – es gab eine Menge zu tun. Und am liebsten war es allen, wenn Zeit für einen Plausch mit den Gästen war. Wie mit der Dame die sich über meinen Tettnanger Grünhopfen freute, da ihre Mutter in Tettnang Hopfen angebaut hatte. Oder so ähnlich. Dieser Austausch war das Beste.
Schon am Freitag mussten wir einige Sorten streichen. Zwei von uns plünderten noch ihre Kühlschränke und brachten Samstag Flaschen mit, die sie eigentlich mit Freunden trinken wollten. Die umliegenden Stände hatten es tatsächlich schwer, weil unser Angebot neu war und eine wahnsinnige Vielfalt bot. Einige wollten sogar Flaschen kaufen, aber das ging natürlich nicht. BatBrew ist der einzige, der zurzeit verkaufen darf.
Zwischendurch wurden wir dann noch für ein Buch fotografiert, was vielleicht irgendwann mal erscheinen wird. Wer weiß das. Und eine bekannte Zeitung pickte sich das einzige Mädel heraus. Insgesamt wurde unser Stand wohl von allen am häufigsten fotografiert.
Etwa um 20 Uhr am Samstag hieß es: Feierabend, wir sind AUSVERKAUFT! Nachdem es eine halbe Stunde lang hieß „Möchtest du Porter oder Porter?“ war auch das weg. Aus. Vorbei. Was für ein Gefühl, ein voller Erfolg.
Am Ende erlaube ich mir noch einen kleinen Hinweis: Wie uns zu Ohren kam gibt es einige Bremer, die Hamburger Brauereien meiden, oder statt über Bier zu schnacken erst einmal über Fußball schwafeln. Wir denken bei Hamburger Fußball mit Sympathie an St. Pauli, freuen uns aber vor allem über leckere Biere aus der schönen Hansestadt ganz in unserer Nähe. Denn nur darum geht es bei Craft Bier Events: gemeinsam genießen und Spaß haben.
Es gab Biere von:
- BatBrew (Deep – Porter, Mr. Crab – New England India Pale Ale, Summer – New England India Pale Ale, Super Fruit 2018 – New England Imperial India Pale Ale)
- Gerkebräu (Gerkeböööölk – Keller-Pils)
- Irrlicht (Gesseler Kellerkind – Kellerbier, Hazy Fruit Basket – New England IPA, Oatmeal Dry Coffee Stout – Stout)
- Marbod Bräu (Citrahead – Pale Ale)
- Möckernbräu (Polka – Mehrkorn-Landbier, Limbo – Weizen)
- Wolle’s Sudhaus (Sunset Ale – Red Ale)
Zum Download: Heimbrauer-Mappe Craft Bier Tage 2018
Geldübergabe bei den Suppenengeln
Selbstverständlich wurde jeder einzelne Cent gezählt und an die Suppenengel weitergeleitet. Da sind wir pingelig. Peter nahm den Topf voller Geld natürlich gerne entgegen.
Bei dem Besuch durften wir auch einige ehrenamtliche Helfer*Innen kennenlernen. Ein tolles Team, dem wir ganz besonders danken. Der Verein ist zu 100% durch Spenden finanziert.
Wir haben gesehen, dass eine neue Küche wirklich dringend nötig ist, in der die gespendeten Lebensmittel verarbeitet werden. Also, die Küche ist eigentlich schon da, die Räumlichkeiten dazu fehlen nur. Und die besonderen Lastenräder, mit denen die Suppenengel in der Stadt unterwegs sind, kosten viel. Reparaturen, Wartung – alles will bezahlt werden. Wir „Heimbrauer Bremen und umzu“ freuen uns sehr, dass wir diese tolle Arbeit ein wenig unterstützen konnten.
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