Heute gebe ich euch einen Einblick in das, was Madagaskar weltberühmt macht: Die zu großen Teilen endemische Tier- und Pflanzenwelt. Oder, sagen wir mal, die oberflächliche Betrachtung einer Unwissenden, denn das Land bietet unendlich viel mehr. Ein Traum für Biologen. Und für Wanderer. [Werbung – unbezahlt]
In Madagaskar haben sich aufgrund der Trennung des Urkontinents Gondwana und der Folgen, die an dieser Stelle zu weit führen würden, zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entwickelt oder bewahrt, die es so nirgendwo auf der Welt gibt. Die bekanntesten Vertreter sind wohl die Lemuren aus der Gruppe der Feuchtnasenaffen. Diese ganz spezielle Vielfalt ist für Biologen natürlich das Paradies, aber auch ohne den rechten Durchblick bieten sich tolle Einblicke. Um die Naturschätze wirklich zu erkennen sollte man die Geschwindigkeit reduzieren, zum Beispiel durch Wanderungen. Da es kaum gefährliche Tierarten gibt kann man sich ohne Angst auf den Weg machen. Am besten von einem Guide geführt.
Ein-Stunden-Trekking im Regenwald
Unsere Reiseplanung sah keine Wanderungen vor, aber einmal, da sind wir dann doch früh um sechs losmarschiert. In die dichteste und damit dunkelste Landschaft unserer Reise, den Ranomafana Nationalpark. Eine tolle Stimmung war es am Aussichtspunkt. Der Tag begann langsam, die Nebelschwaden zogen übers Tal. Da ich schon durch den Regenwald Venezuelas marschiert bin kann ich sagen, dies war eine wunderbar entspannte Tour „light“, mit dem guten Gefühl keiner 24-Stunden-Ameise begegnen zu können. Solch ein Kurz-Trekking ist einfach ein guter und eindrucksvoller Start in den Tag. Eine andere Herausforderung sind die angebotenen 4-Tages-Touren.
Die Wege sind grundsätzlich gut bereitet, dennoch sollte man auf gutes Schuhwerk achten. Ein paar Orchideen, typisch für Madagaskar, waren zu sehen, und tolle Lichstimmungen. Der Guide hat einiges über die Pflanzen berichtet, leider konnte ich mir nicht alles merken. Aber es war spannend. Übrigens: Die Vanille ist auch eine Orchideenart, aber die wird vor allem in nördlicheren Gegenden der Insel angebaut.
Der „Arbre du Voyageur“ (Baum des Reisenden) ist eine gefächerte Palme – natürlich endemisch – in der sich Wasser sammelt. Das kann einen schon mal retten, wenn man denn nach oben gelangt!? Eine Freude für den Reisenden ist die Beobachtung der Lemuren. Auf mich wirkten sie schon recht zahm, sie sind die Menschen schon gewohnt und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Vielleicht war es ihnen aber auch zu früh. Dennoch war es gar nicht so leicht in diesen Lichtbedingungen und bei der Bewegung gute Fotos zu schießen.
Meine Filmversuche zeigen nun einen Lemuren bei der Morgentoilette. Erwartet bitte keine Action, das ist Teil eines Entspannungsprogramms.
Eine andere Lemuren-Art haben wir dann noch in der Nähe eines Campingplatzes am Rande des Anja Nationalparks beobachten können. Sieht ganz aus wie ein Katta. Eine von Weibchen dominierte Art. Frauenpower also, ganz nach meinem Geschmack. Die sprangen wie wild hin und her, sooo süß! Hier kommt praktisch jeder Touristenbus vorbei, oder besser, hier hält jeder an, so dass diese Lemuren absolut an Menschen gewöhnt sind. Ich war ganz froh, dass mich keiner angesprungen hat, denn so viel Nähe muss für mich auch nicht sein.
Zebus, Zebus, und nochmal Zebus
Dem rechten Zebu scheint der frisch gepflanzte Reis ja zu schmecken. Madagaskar ist für mich das Land der Zebus geworden, der Buckelrinder, die allerdings mal nicht endemisch sind.
Wiederum überall präsent und ein wenig endemisch, vielleicht, erscheinen mir die ganzen Wäschebäume.
Dornwald im Südwesten – eine faszinierende Landschaft
Der trockene und heiße Südwesten wird geprägt von einer Dornbusch-Sukkulenten-Vegetation mit einer sehr großen Diversivität. Vor meiner Reise hatte ich gewisse Vorbehalte. Dachte, solch eine Landschaft kann für Biologen ja eine der spannendsten sein, für mich aber eine der langweiligsten. Ich habe mich getäuscht. Vielleicht kann man die Stimmung und Schönheit nicht anhand der Bilder nachempfinden, vielleicht muss man beides direkt erleben.
Auf dem Weg in diese Region begegneten uns zwei typische Bewohner des Landes: Ein Baobab oder auch Affenbrotbaum (ich hoffe inständig dass es wirklich einer ist, und kein Moringa), und ein Chamäleon. Letzterer wurde uns von Kindern an die Autoscheibe gehalten. Nein, wir wurden spielerisch überfallen.
Auf dem Weg von Toliara (bzw. Tuléar) nach Ifaty bot sich ein ziemlich weißes Bild. Denn die Piste bestand aus weißem Sand, ich denke vorwiegend bestehend aus Muscheln, der sich über die Vegetation und ganze Dörfer legte. Das tat auch der Baumwolle nicht unbedingt gut. Der Anblick ändert sich sofort, wenn die Regenzeit beginnt, was kurz bevor stand: Dann dauert es nicht lange, und alles grünt. Wurde mir berichtet.
Unsere durch eine Reifenpanne bedingte Zwangspause nutzte ich für ein paar Aufnahmen. Und mein sabbernder Zebu-Freund darf dabei nicht fehlen. Unten rechts, das ist übrigens Sisal. Kennen wir ja als Teppich.
Der Weg führte uns ins Paradies. Besser, ins Hôtel Le Paradisier. Wunderbar, ein Vogelpärchen tanzte scheinbar verliebt durch die Luft, Schmetterlinge flatterten durch die Gegend, und beim Schnorcheln sah ich erstmals leibhaftig Korallen. Und einige Fische, schade dass der Fotoapparat sich mit den Aufnahmen schwer tat. Oder die Anwenderin, abgelenkt von den vielen Eindrücken unter Wasser und dem Bemühen, die Ruhe zu bewahren.
Ein Mini-Fischschwarm hat sich dann aber doch vor die Linse gewagt. Wie im Aquarium, finde ich.
Das Arboretum – botanischer Garten im neuen Nationalpark Tsinjoriake
Das Arboretum d’Antsokay war eines meiner Highlights der Reise. Dass unser Guide so gut Englisch sprach führte dazu, dass ich ganz entspannt zuhören konnte und nicht durch Übersetzungen unterbrochen werden musste. Unser Guide war insgesamt spitze.
In diesem Park werden die Pflanzen der Region gezeigt. Es geht um die Bewahrung der Arten, aber auch um die Schulung der Bevölkerung. Den Wert der Natur erkennen, diese schützen und dadurch die Zukunft sichern. Alles unter dem Label des Ökotourismus, und ganz nach dem Geschmack von unserer kleinen Bildungsbürger-Gruppe. Aber ich sehe tatsächlich in der Bewahrung dieser Natur voller Schätze die einzige Zukunft der Region. Dabei geht es nicht nur um den Tourismus, sondern um ganz alte Themen wie Bodenerosion und mehr. Und um das Wissen der Heilkräfte von Pflanzen, um deren nachhaltige Nutzung. Das ist nicht anders als überall sonst auf der Welt, jedoch geht es hier eben um viele endemische Arten, die unwiederbringbar verloren gehen könnten.
Der Metall-Baobab stimmt schon mal auf das ein was folgt. Die Kunsthandwerker stelle ich euch später vor, wenn es um die Kunst geht. Zum Abschluss der Tour geht es in das kleine Museum mit Fossilien, die hier noch überall gefunden werden. Und mit Zebu-Sandalen. Im Shop daneben gibt es übrigens nahezu die einzigen Postkarten des Landes. Ist wirklich so, ich schreibe noch welche. Hätte ich Briefmarken gefunden, dann hätte ich sie auch dort abgeschickt.
Im Park gibt es mehrere Tafeln, die einzelne Themen veranschaulichen wie hier die Pflanzen im Leben eines Madagassen.
Nachfolgend seht ihr eine Palme, die wegen des Namens so bemerkenswert ist, und mindestens drei Wunderbäume:
- Es gibt sie tatsächlich, die Bismarckpalme, benannt nach unserem ehemaligen Reichskanzler. Stamm und Blätter dienen dem Hausbau, das Mark liefert eher bitteres Sago.
- Dann ist da der Baobab. Die Marmelade aus der Frucht ist übrigens ein beliebtes Souvenir. Es gibt auch Seife und vieles mehr. In Afrika hat man von jeher alle Bestandteile des Baumes genutzt, in unseren Breiten wird es nun als Superfood gehandelt. Was immer ihr auch habt, Babobab wird euch helfen, lt. Zentrum für Gesundheit. Gut für Darm, Herz, Leber, alles. Ein Zauberbaum.
- Links unter dem Babobab seht ihr den Moringa. Als Wundermittel wird hier in Ökoläden und im Web das Pulver des Moringa Oleifera, des Meerrettichbaums unter anderem aus Indien, gehandelt. Der Baum des Lebens, das pure Kraftpaket der Natur. In Madagaskar ist aber die Art Moringa drouhardii heimisch. Die ist bestimmt genau so klasse.
- Rechts daneben, hinter unserem Guide, seht ihr den Niembaum. Auch hier ist alles nützlich und voll von Inhaltsstoffen, funktioniert auch zur Schädlingsbekämpfung. Den bekommt ihr auch bei Rühlemann.
Diese ganzen Naturmittel sind im Trend, man sieht hier die Möglichkeiten, die in den natürlichen Ressourcen stecken. Basis für Functional Food. Was der Baum kann der blutet, oder der, der sich schält, das weiß ich nicht mehr. Letzteren verglich unser Guide mit den Touristen, deren Haut sich nach dem Sonnenbrand ebenso schält. Sehr witzig, monsieur le guide.
In der Trockenheit hilft nur eins: Wasserspeicher anlegen. Hier gedeiht eine Kaktusfeige prächtig, aber die kennen wir ja überall aus dem Süden. Und die Madagaskar-Blume, das ist nach meinen Recherchen eine Catharanthus. Catharanthen sind, bis auf eine Art, alle endemisch auf Madagaskar zu finden. Das Zimmerimmergrün.
Ein paar Tiere haben wir im Park auch entdeckt. Einen schlafenden Lemuren – eventuell eine Maki-Art? Und, mal wieder, ein Chamäleon. Kleine Echsen, ganz kleine Schlangen (auch ungefährlich!), hübsche Vögel und – soo niedliche Schildkrötenkinder.
Die Lütten haben natürlich auch Eltern, oder Großeltern? Wer weiß, die werden ja so alt. Sieht glatt aus wie eine Strahlenschildkröte. Auch endemisch, na klar. Aber bei manchen Stämmen ist es fady, diese Schildkröte zu essen. Besser so, denn sie ist gefährdet. Und warum auch, wenn es so viele Wunderbäume gibt?
St. Augustin – Lagune und Meer
Ebenso im Tsinjoriake Nationalpark, gelegen am Wendekreis des Steinbocks, befindet sich der Fischerort St. Augustin. Kinder üben das Fischen in der Lagune und zeigen stolz ihre Beute. Im Hintergrund können Flamingos beobachtet werden. Und die Fischer, für die geht es in ihren Pirogen hinauf aufs Meer. Während die kleinen Küken noch die Familienidylle genießen. Und sich die einheimischen Gäste wundern warum eine Weiße entzückt ist von Hühnern, die sogar mit den Viechern spricht. In St. Augustin kann man auch einfach, aber gut übernachten. Auch kann man Ausflüge auf Pirogen machen, zum Beispiel zu den Mangroven. Oder nur einfach super frischen Fisch im „Paradis d’Espérance“ essen. Da ich keinen Fisch esse, gab es für die anderen umso mehr – unser lieber Chauffeur freute sich.
Es war ein wirklich schöner Ausflug.
Und zum Abschluss, da gibt es noch ein paar Blumenbilder aus den Hotels. Einfach, weils so schön ist.
Beim nächsten Mal, da wandere ich durch die Baobab-Allee. Und zu den Krokodilen im Nationalpark Tsingy de Bemaraha. Und durch die Vanille-Anbaugebiete. Genug Power habe ich ja bald, dank Superfood aus Madagaskar.
Noch mehr Madagaskar
Meine weiteren Berichte:
- Madagaskar Teil 1 – Land und Landschaften
- Madagaskar Teil 2 – Leben und Reisen „im Land“
- Madagaskar Teil 4 – Kunst und Kulinarik
- Madagaskar Teil 5 – Leben und Reisen „am Wasser“
Lage und Reiseroute
Zur Orientierung findet ihr hier die Madagaskar-Karte samt Reiseroute.
SchädelMädel - Madagaskar Teil 4: Kunst und Kulinarik
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