Grünhpfenbier Grüner Kuckuck - Collabbrew mit der Union Brauerei

Grüner Kuckuck – Grünhopfenbier fürs Craft Beer Event

Veröffentlicht in: Daheim, Möckernbräu | 0

Eine Premiere stand bevor: Erstmals kooperierten Heimbrauer*innen, Freie Brau Union und Messe Bremen. Es gab ein Collabbrew, ein Gemeinschafts-Grünhopfenbier. Und zwar nur einmal, vom 8. bis 10. November 2019 beim Craft Beer Event, das im Rahmen der Messe Fisch & Feines stattgefunden hat. [Werbung – draufgezahlt]

#1 – Die Idee, der Stammtisch und die Craft Bier Tage

In der Bierszene trifft und kennt man sich. Auf den Craft Bier Tagen der Union und dem Craft Beer Event der Messe wird gemeinsam gefachsimpelt und verkostet, und manchmal auch eine Idee entwickelt. Neue Angebote sind nicht nur für einzelne Akteure, sondern für die Themen Genuss im Allgemeinen und Craftbier im Speziellen wichtig. Ein Stand mit Hausgebrautem wie bei den Craft Bier Tagen sollte es nicht werden: Das Angebot ist einzigartig, und eigentlich war man gerade froh das eigene Bier wieder selbst genießen zu können. Beim Heimbrauer-Stammtisch (liebe Mädels, natürlich ist der auch für Heimbrauerinnen, aber politisch korrekt geschrieben sieht das soooo hässlich aus) wurde diskutiert, und am Ende des Prozesses stand der Plan: Ein gemeinschaftliches Grünhopfen-Bier.

Übrigens hat die Heimbrauer-Community keinen Verein oder so gegründet, uns ist wichtig dass die Termine und Aktivitäten für alle offen sind. Alle an Bier interessierten aus Bremen und der Region – oder Bierfreaks aus aller Welt – können sehr gerne mal vorbeischauen, nur ist eine Anmeldung bei Carsten wichtig für die Planung. Ihr könnt auch in unserer offenen Facebook-Gruppe „Bremer Bier – Hausgebrautes und Craftbeer“ vorbeischauen, und natürlich aktiv mitwirken. Alle, die mal dabei waren, nehmen wir gerne in unsere WhatsApp-Gruppe auf.

#2 – Der Anbau

Einige der Heimbrauer pflanzen in den eigenen Gärten in Bremen und umzu Hopfen an. Ein Jahr lang wurde er gehegt und gepflegt, vielleicht wurde auch mal für das bessere Wachstum Musik vorgespielt. Eigentlich, um damit selbst zu brauen. Da steckt also ganz viel Herzblut drin. Olaf und ich haben aber für dieses Projekt unsere gesamte Hopfenernte gespendet, andere ebenso beträchtliche Mengen unterschiedlichster Sorten. Aber dazu später mehr.

#2 – Das Hopfenzupfen

Grünhopfen muss innerhalb weniger Stunden, maximal innerhalb eines Tages verarbeitet werden. Das heißt, die Terminierung des Ernte- und Zupf-Zeitpunktes und der Produktionsabläufe musste gut aufeinander eingestellt sein. Am 12. September trafen sich nachmittags, so früh wie es der Job zuließ, Hopfenlieferanten und Zupfhelfer, um bis in den späten Abend die klebrigen Dolden vom Grünzeug zu befreien. Das ist richtig Arbeit, aber mit der lustigen Helfer-Truppe aus Union- und Heimbrauer-Kreisen machte das richtig Spaß. Nur, na ja, am Schluss, da ließen wir einen Sack stehen, da reichte es uns. Der musste dann noch von Union-Mitarbeitern am nächsten Morgen gezupft werden – sorry.

Da die eigene Menge aus Bremen nicht für die geplanten 1.000 Liter reichte, was vorhersehbar war, holte Carsten am Vorabend extra Frischhopfen aus der Hallertau – der auch noch gezupft werden wollte. Er ist zu einem befreundeten Hopfenbauern gefahren, der immer den Lehrling der Union aus dem dritten Lehrjahr für eine Woche zur Hopfenernte aufnimmt. So sehen die Lehrlinge, was alles hinter dem Hopfenanbau steckt und wie toll Hopfen ist. Der Hopfenbauer hat sich gleich gerne bereit erklärt, uns bei dem Grünhopfensud zu unterstützen und Carsten ein paar Reben mitgegeben, die gemeinsam im Hopfengarten geerntet wurden.

Die einzelnen Sorten wurden getrennt verpackt und direkt in den Kühlraum gebracht, um die Zeit mit möglichst wenig Aromaverlust zu überstehen. Am Ende wurde der komplette Grünhopfen verbraucht, so wie er da war, egal welches Aroma. Wieviel von welcher Sorte das war, das seht ihr gleich.

Auch Julia von der Messe schaute vorbei, denn Presse hatte sich angekündigt. Der Bremer hat dazu einen kleinen Beitrag geschrieben, dieser ist aber nicht online sichtbar.

#3 – Der Brautag

Am 13. September wurde dann gebraut. Ilka vertrat die Heimbrauer, da alle ansonsten arbeiten mussten oder bei der Hobbybrauer-Meisterschaft in Stralsund weilten. Sehr schade, aber das war von mir schon lange geplant und gebucht. Auch hier hatte sich Presse angekündigt, das Stadtmagazin hat über das „feucht-fröhliche Gemeinschaftsprojekt“ berichtet.

Und nun zu den Daten und Fakten. Entgegen meiner meisten Biere wurde dieses tatsächlich nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut, oder besser nach dem Biergesetz. Drin sind nur Wasser, Hefe, Hopfen und Malz. Ziel war, dass Malz eine untergeordnete Rolle spielt, und die Aromen des Hopfens im Vordergrund stehen. Dabei war die Herausforderung, dass die Anlage durch den Grünhopfen nicht an irgendeiner Stelle verstopft.

Wasser: aus dem Hahn

Hefe: untergärig, Stamm 34/70, angestellt mit 10° C

Malz:

  • 150 kg Pilsner Malz
  • 12,5 kg Carapils
  • 6,25 kg Sauermalz

Hopfen:

I Kochbeginn:
Bitterhopfung – Pellets
Herkules 1,48 kg 14,8% Alpha
Tradition 2,20 kg 10% Alpha
II nach 20 Minuten:
Bitterhopfung – Pellets
Tradition 2,64 kg 10% Alpha
Tettnanger 9,90 kg 5% Alpha
Grünhopfen – Vorlage im Läuterbottich Perle (Hallertau) 5,60 kg
Magnum (Hallertau) 1,60 kg
Herkules 1,30 kg
Chinook 1,00 kg Gesamt 9,50 kg
Grünhopfen – Hopgun aus dem Whirlpool Opal 0,45 kg
Mandarina Bavaria 0,80 kg
Northern Brewer 0,60 kg
Tettnanger 2,18 kg
Saphir 0,65 kg
Hersbrucker Pure 1,50 kg
Centennial 0,20 kg
Callista 0,60 kg Gesamt 6,98 kg
Grünhopfen-Gesamtmenge = 16,48 kg
Es wurde nicht gestopft.

Stammwürze: 11° Plato

Alkoholgehalt: der wird etwa bei 4,9 Vol% liegen

Biertyp: Pils

Das Brauen hat in der Anlage ganz schön viel Dreck hinterlassen, den Doreen und weitere Union-Mitarbeiter wieder beseitigen mussten. Ein ganz besonderes Dankeschön dafür!

Das Bier wurde auf der großen Anlage der Union gebraut. Bei der Wahl von Hefe und Malz haben wir uns auf das Urteil von Carsten verlassen, der das Projekt auf Brauerei-Seite betreut hat; Doreen hat am Ende eingebraut. Das Ergebnis ist daher kein richtiges Heimbrauer-Bier, das ist klar. Aber es ist ein Gemeinschaftsprojekt, und ich glaube für alle zu sprechen wenn ich behaupte, dass es bislang viel Spaß gemacht hat. Dass auch etwas für den guten Zweck überbleibt, das ist bei solch einem Projekt Ehrensache.

Von Carsten habe ich noch folgende Infos mitbekommen:

Hopfen in der Hopgun - vorher und nachher

Die ersten Hopfengaben sind so bemessen, dass wir eine schöne, weiche Grundbittere bekommen und dass Platz bleibt für die Grünhopfen. Ein Teil der Grünhopfen wurde am Kochende im Läuterbottich vorgelegt. Danach wurde die heiße Würze zurück in die Würzepfanne abgezogen. Nach dem Ausschlagen wurde die Würze über den Rest des Grünhopfens, der in der Hopgun vorgelegt wurde, geleitet.

Aromabeschreibung: Für mich sind das grüne florale Noten, die an den Geruch von frischen Hopfen erinnern und auf dem Gaumen eine besondere Hopfenaromatik entfalten. Diese Noten bekommt man nur mit der ausreichenden Menge an feinem Grünhopfen.

#4 – Gären, Lagern, Zwickeln

Der Kuckuck war innerhalb von 5 Tagen durchgegoren; scheinbar hat der Grünhopfen die Hefe ordentlich angespornt, das geht sonst nicht so schnell. Die Reifung dauert tatsächlich bis kurz vor der Messe. Beim Heimbrauer-Stammtisch Ende September hatten wir aber schon mal gezwickelt. Heißt: probiert. Ich meine, das Aroma ist wirklich anders als bei Pellets; frischer und floraler. Traditionelle Sorten waren am meisten vorhanden, so dass das Aromaprofil auch eher klassisch ist, und nicht zu fruchtig. Ich deutete, die Aromen des Tettnanger seien deutlich wahrnehmbar. Das passt recht gut zu Carstens Aromabeschreibung.

Da es noch kein Etikett gab, haben wir heimlich eine kleine Flasche mit Hopfen an den Tank gehängt.

Ach ja, noch eine kurze Info wie es zu dem Namen „Grüner Kuckuck“ kam: Wenn Brauer noch keine eigene Brauanlage besitzen und sich bei anderen Brauereien einmieten, in denen dann nach vorgegebenem Rezept produziert wird, nennt man diese Kuckucksbrauer (bzw. Gypsy Brewer). Insofern agieren hier die Heimbrauer als Kuckucksbrauer. Mit dem großen Unterschied, dass wir kein Gewerbe haben, nichts daran verdienen. Und das grün bezieht sich, wie unschwer zu erraten, auf den Grünhopfen.

#5 – Das Craft Beer Event

Das Craft Beer Event fand im Rahmen der Messe Fisch & Feines statt. Vom 8. bis zum 10. November konntet ihr den Kuckuck vom Fass bekommen, oder auch vor Ort live abgefüllt in eine 0,75 Liter-Flasche. Die Mengen, die von diesem einmaligen Bier nicht verkauft wurden, gab es im Anschluss in der Union Brauerei.

Diesen Film zeigten wir am Stand, mit ganz vielen Impressionen vom Zupfen, vom Stammtisch und mehr:

Flim Grüner Kuckuck

Und so sahen Stand, Flasche und Bier aus:

Das Bier war nicht mehr so floral wie beim Zwickeln, eher etwas grasig. Nicht miefig grasig, sondern frisch grasig. Auf jeden Fall, und das ist die Hauptsache: Richtig lecker!

Es waren anstrengende Tage, an denen viele Heimbrauer im Wechsel ehrenamtlich das Bier ausgeschenkt haben, aber es hat den Beteiligten auch viel Spaß gemacht. Und ein paar Leute dazu ermutigt, zum Stammtisch zu kommen.

#6 – Die Spende

Gemeinschaftsbier heißt auch Gemeinschaftsspende:

  • Die Messe Bremen hat den Stand gesponsert.
  • Die Heimbrauer haben den Bremer Hopfen, Zeit fürs Zupfen/Orga/Standbau/Standbetreuung, Materialkosten für Stand und Deko gesponsert.
  • Die Freie Brau Union hat den mit Abstand größten Aufwand gehabt: Personal und Produktion (inklusive Kosten für Rohstoffe mit Ausnahme des Grünhopfens), Lieferung von Flaschen und des Flaschenabfüllers am Stand …

Am Ende wurden 2 € je Liter (auf der Messe verkaufte Menge) gespendet, das sind 20 % der Einnahmen. Dazu gab es einige Extra-Spenden von Gästen der Messe. Es kamen so 500,00 € zusammen. Über das Geld und die damit verbundene Anerkennung der Arbeit freut sich der Verein Nitribitt, Treffpunkt und Beratungsstelle für Prostituierte.

Spendenübergabe in der Union Brauerei
Spendenübergabe in der Union Brauerei

Der Ordnung halber: Die meisten Bilder sind nicht von mir. Vielen Dank an alle, die mir welche geliefert und diese zur Nutzung freigegeben haben.

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