Madagaskar – das war für mich ein riesiges unbekanntes Land. Eine ostafrikanische Insel, mit vielen endemischen Tieren und Pflanzen, die für Biologen spannend sind. Lemuren und Vanille fielen mir ein. Und der Film. Viel mehr wusste ich nicht. Warum sollte es mich also ausgerechnet dorthin ziehen? [Werbung – unbezahlt]
Warum Madagaskar?
Die Frage ist ganz einfach zu beantworten: Ich wollte meine Schwester besuchen, die derzeit dort lebt. Als sie sagte, sie würde nun nach Toliara (bzw. Tuléar) ziehen, mit Hitze im Sommer und dornigen Trockenwäldern, da dachte ich: Na toll. Ich kann mir nichts Spannenderes vorstellen. Schwitzend lasse ich mich stechen, von was auch immer, wo auch immer. Aber wenn man nicht nur telefonieren möchte und sich ein wenig für das Leben der Schwester interessiert, dann muss man da wohl durch. Ich begann, mich näher mit dem Land zu beschäftigen. Und mich zu freuen, auf eine ganz besondere Reise …
Das Land hat sich vor Urzeiten vom Urkontinent Gondwana getrennt, was die ganzen einzigartigen Tiere und Pflanzen erklärt. Aber, ach was, bevor ich euch jetzt mit vielen Daten und Fakten füttere, lest das doch einfach bei Wikipedia nach. Da steht ja schon alles. Wichtig ist allerdings noch zu wissen, dass die Einwohner vor allem aus Asien ins Land gekommen sind, und zum Beispiel den Reisanbau auf Terrassenfeldern mitgebracht haben. Noch heute prägen die Terrassen die Landschaft, und die asiatischen Wurzeln die Menschen. Besonders an der Küste mischen sich asiatische, arabische und afrikanische Wurzeln, man begrüßt sich mit „Salama“.
Ich kann es nicht mehr hören: Das Beste an dem Land sind die freundlichen Menschen. Aber hier ist es wirklich so. Der Umgang miteinander ist sehr respektvoll und ruhig, und auch die Sprache – Malagasy – mag ich unheimlich gerne hören. Sie ist ruhig und fast melodisch, aber natürlich verstehe ich kein Wort. „Mora mora“ vielleicht noch, immer mit der Ruhe oder so. Aber vor Ort habe ich das nur bei einem Touristenführer gehört, der wusste dass wir das toll finden. Ruhe bewahren, das war ansonsten aber ein guter Ratgeber.
Reise oder Abenteuer? Beides – und noch viel mehr!
Auch mein persönliches Möckernbräu „Black Maids“ sollte die lange Reise unternehmen, um meine Schwester zu erfreuen. So der Plan. Grundsätzlich ging der auch auf, aber die Reaktion war nicht wie erhofft. Das kostbare Stout, nach langer Fahrt durch Hitze und Kälte, gerüttelt und geschüttelt, und dann warm serviert, brachte nur ein „schmeckt speziell“ als Reaktion hervor. Immerhin freute sich unser weiblicher Guide über die luxuriöse und bis dato unbekannte Bügelverschluss-Flasche und die Knackfolie.
Apropos Guide: Unsere Reisegruppe habe ich noch nicht vorgestellt. Meine Schwester holte uns vom Flughafen ab. Uns, damit ist gemeint: Meine Schwester Nummer 2 und mich. Unser Chauffeur, ein echter Schatz, war bereits dabei. Ohne Chauffeur geht in Madagaskar gar nichts, wenn man mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs sein möchte. Ein Guide sollte zudem einige Erklärungen in Deutsch geben, für uns vor Ort organisieren und meiner Schwester damit Arbeit abnehmen. Überraschend begleitete uns ein junges Mädel. Stoisch hat unser Chauffeur den Hühnerhaufen im Auto ertragen.
Da Air Madagascar während unserer Planungsphase streikte, und auch sonst nicht als zuverlässig gilt, planten wir den Weg nach Toliara einmal hin, und auf der gleichen Strecke zurück, allerdings mit anderes Stopps. Das liegt einfach daran, dass nur eine Straße, nämlich die mit dem klangvollen Namen RN7, in angemessener Zeit und ohne Geländewagen befahrbar ist. Um Platz zu haben und damit einem Zickenkrieg vorzubeugen nahmen wir einen Sprinter, der in dieser Art als Taxi-Brousse die Einheimischen billig durch das Land fährt. Nur mit dem Unterschied, dass die weit über 20 Stunden mit gefühlt ebenso vielen Menschen darin von Tana nach Toliara fahren, ohne Übernachtung. Wir waren nur vier Fahrgäste, ein Traum. Das Ziel war das rote Tor unten, das Tor zum Haus meiner Schwester. Und der Weg dahin – war ein wenig abenteuerlich. In meinem Notizblock schrieb ich mir alles möglich auf; nun hoffe ich, es auch noch lesen zu können. Gar nicht so einfach. 🙂
Tana, so wird übrigens die Hauptstadt Antananarivo von den Einheimischen genannt. Und jeder Tourist gewöhnt sich sofort daran, denn die langen Namen sind eine Qual. Ich habe versucht, den längsten Ortsnamen in der Nähe unserer Route ausfindig zu machen. Es könnte sein: Ambohitrandriamanitra. Kennt ihr einen längeren? Ebenso lang sind die Namen der Menschen dort, weshalb sie anderen Personen irgendeinen Teil des Namens nennen, mit dem sie angesprochen werden möchten. Unseren Guide nenne ich hier einfach nur kurz: Ina. Das ist ein Bruchteil des echten Namens, und lässt sich besser schreiben.
Und eine Erklärung muss ich noch geben, bevor ich endlich mit meinem Bericht starte: Aufgrund einer Mobilitätseinschränkung innerhalb der Reisegruppe (und diversen Rebellionen in diversen Verdauungstrakten) haben wir nicht alles auf der Strecke sehen können, was wir eigentlich hätten sehen wollen. Wie ein Wald mit Baobabs, da kamen wir nicht durch den Sand. Und nur Luxushotels sind zumindest barrierearm, sonst hätten wir sicher nicht so nobel genächtigt. Die fehlende Barrierearmut in diesem spannenden Land soll aber kein Thema in meinem Bericht sein.
Die Fotos kommen von allen Schwestern, es sind also nicht nur meine Werke.
Die Reis- und Gemüsekammer des Landes: Von Tana bis Fiana
Es dauert lange, bis man Tana verlässt. Sehr lange, die Stadt ist riesig, niemand weiß wie viele Einwohner es dort gibt. Schon in der Stadt begegnen uns die zukünftig typischen Bilder: Jeder freie Platz wird für die Bewirtschaftung genutzt, zwischendrin grasen Zebu-Rinder. Was die auf dem Bild unten noch finden, ist mir allerdings schleierhaft. Die Felder wurden schon für die baldige Reisebepflanzung umgegraben, die Saison startete gerade. Wenige Wochen später sehen dann alle Felder grün aus, denn es war kurz vor Beginn der Regenzeit. Gut, wenn man einen Schirm und warme Kleidung auf die Reise nimmt.
Was nicht bepflanzt wird, wird aufgebuddelt, für die Ziegeleien. Und überall, wo sich Wasser befindet, wird Wäsche gewaschen, und daneben getrocknet, im Sand. Einfach hinlegen, die Sonne tut den Rest. Danach abklopfen, fertig.
Die Gegend um Antsirabe ist bekannt für das Gemüse, das dort in großer Vielfalt angebaut wird. Ich habe die Vielfalt gesehen, allerdings haben es die schönsten Gemüse nicht in die Küchen der Hotelys, der Imbiss-Restaurants, geschafft. Das Land ist fruchtbar, kaum zu glauben dass es nicht probemlos die Bevölkerung ernährt. Aber wie immer ist es ein Problem der Verteilung. Und der Korruption. Und …
Hach, ich liebe die rote Erde. Der Lehmputz bei den Häusern führt dazu, dass man diese manchmal kaum erkennt aus der Ferne.
Auf dem Weg von Antsirabe in den Süden haben wir im Ranomafana-Nationalpark den madagassischen Regenwald kennengelernt. Solch ein üppiges Grün würden wir länger nicht sehen. Nach Fianarantsoa, wo übrigens auch Wein angebaut und gekeltert wird (die Flasche wird allerdings erst am Heiligen Abend feierlich geöffnet), hören die Serpentinen langsam auf. Die Landschaft wird offener und trockener.
Den Menschen, der Kultur, den Tieren und einigem mehr widme ich mich übrigens in den nachfolgenden Beiträgen. Die Landschaften geben lediglich einen ersten Überblick. Ach ja, der Blick, schööön.
Das karge Land der Hirten und Glücksritter: Von Fiana bis Toliara
Je weiter man in den Süden kommt, desto karger wird die Landschaft. Es ist aber auch eine Erholung, als Nordlicht wieder einmal weiter gucken zu können, man fühlt sich weniger beengt. Hirten treiben Zebuherden durch das Land, oder passen auf dass die Tiere zwischen Feldern nicht die frischen Anpflanzungen vernaschen. Ich habe vorrangig eher kleine Herden mit etwa 10-20 Tieren gesehen, weiter im Süden gibt es aber weitaus größere Herden. Je weniger Landwirtschaft, desto mehr Tiere, kann man vielleicht sagen.
Im Isalo Nationalpark finde ich mich in einem Canyon wieder. Die Felsen sind hier und da fast bunt. Und welcher gefiel mir wohl am besten? Na klar, der Totenkopf. Skull-Canyon, sehr fein. Ein Highlight war sicher der Felsen mit dem Loch, durch das man so wunderbar den Sonnenuntergang beobachten konnte. Unzählige Bilder hätte ich alleine hier zeigen können, mit viel Mühe habe ich das begrenzt. Das Erlebnis war eines der schönsten, die Bilder und die Stimmung werde ich wohl nie vergessen.
Ganz in der Nähe liegen die Saphirminen. Ilakaka, ein Ort mit allem, was dazu gehört, wenn sich Glücksritter und die ärmsten der Armen an einem Ort ansiedeln. Madagaskar, ein Land der Kontraste.
Dass die Landschaft so offen ist liegt aber nicht nur an der regionalen Vegetation und dem Klima, sondern vor allem am Menschen. Alle kochen mit Holzkohle, mehrmals am Tag, schon zum Frühstück. Wenn sie es sich leisten können. Die Köhlereien sieht und riecht man überall, von innen sind die Häuser schwarz vom Ruß. Zudem werden Flächen für die Bewirtschaftung abgebrannt.
Früher waren viele der Gegenden komplett bewaldet. Im Kopf hatte ich stets die Osterinseln: Nachdem alles abgeholzt war gab es keine Bäume mehr. Und damit keine Lebensgrundlage, Erosion schwämmt die letzte fruchtbare Erde weg. Ein kleines bisschen Hoffnung könnte der Ökotourismus geben, vielleicht, wenn der denn Arbeit bringt. Und Bildung ist absolut notwendig, die Grundlage für (fast) alles. Aber was macht man wenn der Magen knurrt? Wenn Schulen oft schwer erreichbar sind in ländlichen Gegenden, Lehrer fehlen, wenn die Kinder bei der Arbeit helfen müssen? Manche Bilder machen mich nachdenklich.
Dann hilft es, sich noch einmal die schönsten Bilder vor Augen zu halten. Und man denkt sich: Die Strapazen lohnen sich allemal. Oder seid ihr nicht ein wenig neidisch, wenn ihr solch einen Sonnenuntergang seht? Zudem hilft man einem Land am besten, wenn man dorthin fährt. Devisen dort lässt, und tolle Eindrücke wieder mitnimmt.
Fischer-Romantik und Dornenwälder: Von Saint Augustin bis Ifaty
Endlich am Meer! Die Fischer mit ihren Auslegerbooten sind immer wieder ein schönes Motiv, die Fischerdörfer mit den windschiefen Häusern, die Dornenwälder, die mit weißem Sand bedeckt sind und auf den Regen warten.
Ja, die Dornen- oder Trockenwälder, ein Highlight für Botaniker. Bin ich aber nicht. Dennoch fasziniert mich die Landschaft. Dazu die Mangroven an der Küste. Nur schwimmen, das kann man in Ifaty nicht, ich habe es versucht. Das Meer ist so flach, dass man ewig laufen müsste. Vorteil: Die Haie schaffen es auch nicht über die Brandung weit draußen. Dort, wo sich eines der größten Korallenriffe weltweit befindet. Und die Fischer, die finden das nicht so romantisch wie wir. Sie leben fast auf dem Meer, müssen halsbrecherisch die Brandung draußen überwinden, um dort ihrer Arbeit nachzugehen. Was solls, ich bin im Urlaub und genieße in vollen Zügen.
Die Zeit für Schriftzeichen im Sand fand ich übrigens, als ein Platten uns aufhielt. Das R, nein, das habe ich nicht vergessen. Aber meine Kamera wollte das einfach nicht darstellen, tse.
Zwischen Meer und Himmel, da ist sie, die Brandung. Im Kanal von Mozambique. Und da sind sie, die Fischer. Und die Boote mit den schnorchelnden Touristen. Aber das ist ein anderes Thema. Nun genießt erst einmal den Traum in blau ..
Noch mehr Madagaskar
Meine weiteren Berichte:
- Madagaskar Teil 2 – Leben und Reisen „an Land“
- Madagaskar Teil 3 – Flora und Fauna
- Madagaskar Teil 4 – Kunst und Kulinarik
- Madagaskar Teil 5 – Leben und Reisen „am Wasser“
Und noch ein Bild, weil’s so schön ist.
Lage und Reiseroute
Zur Orientierung findet ihr hier die Madagaskar-Karte samt Reiseroute.
SchädelMädel - Madagaskar Teil 4: Kunst und Kulinarik
[…] Madagaskar Teil 1 – Land und Landschaften […]
Winter Reiseziele: 26 Sonnenziele für die Winterflucht
[…] Hier erfahrt ihr mehr über Madagaskar. […]
Winter Reiseziele: 26 Sonnenziele für die Winterflucht
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David
Mir gefällt auch sehr die rote Erde. Die sieht wunderschön aus! Tolle Bilder!
Silke
Liebe/r Sonnenschein,
da habt ihr ja viele tolle Sachen vor, ich hoffe ihr habt etwas Zeit? Leider habe ich selbst noch nicht die vorgeschlagenen Ziele ansteuern können, ich war sehr auf den Südwesten fixiert, wo es natürlich wahnsinnig viel zu machen und zu sehen gibt! Ich kann aber bestätigen, dass es auch eine Bootsverbindung nach St. Marie gibt, aber wie gesagt, alles eine Frage der Zeit. Für solche Fragen und die Hotels würde ich dann doch noch gute alte Reiseführer bemühen, eine Freundin war mit dem Reise-Know-How sehr zufrieden.
Für die Zugfahrt bietet sich vor allem die Richtung Fianarantsoa-Manakara und nicht umgekehrt an, da man dann eher bergab fährt und vom Zug die Aussichten auf die tolle Landschaft besser geniessen kann. Ich meine, der Zug fährt derzeit immer Dienstags und Samstags ab (bei Dienstag bin ich nicht ganz sicher, bei Samstag schon). Stellt euch auf Verspätungen und Ankunft in Manakara in der Nacht ein.
Mit Airbnb habe ich in Madagaskar keine Erfahrungen gemacht, ich habe eben nur kurz geschaut und das Gefühl, dass viele Angebote im Grunde von Tourismus-Profis kommen (viele Europäer), aber da sieht doch Einiges sehr nett aus und ist sicher einen Versuch wert. Günstiger als Hotels ist es nicht. Obwohl es für die Entwicklung Madagaskars natürlich ganz gut wäre, eher Unterkünfte zu wählen, die offiziell gemeldet sind, wo Steuern gezahlt werden etc. Ich weiss, es ist nicht immer klar, wo die Steuern bleiben, aber ganz ohne geht es auch nicht. So trägt die Bettensteuer z.B. zur Finanzierung der regionalen Tourist-Informationen bei.
Wegen des Autos mit Fahrer gibt es natürlich viele Möglichkeiten, vielleicht fragt ihr mal bei PRIORI Reisen nach, die madegassischen Mitarbeiterinnen sprechen sogar deutsch, und in ihrem Büro in Antananarivo befindet sich gleich ein kleines Piratenmuseum, das gerade St. Marie-Reisende sich nicht entgehen lassen sollten und, obwohl ein wenig textlastig, gerade für eine 13-jährige interessant und eine gute Einstimmung sein kann. (http://priori-reisen.de/)
Bei weiteren Fragen kannst du auch an die E-Mail-Adresse vom Liegeplatz schreiben, die wird dann an mich weitergeleitet. Ansonsten verfolge ich den Blog nicht genügend.
Ich wünsche schon einmal eine wunderschöne Reise,
Silke
schaedelmaedel
Lieber Sonnenschein,
es freut mich sehr, dass du mein Blog gefunden hast.
Ich hatte das große Glück, dass meine Schwester die Reise organisiert hatte, so dass ich dir die Fragen nicht schnell beantworten kann. Gerade auch, wenn ich in den von dir genannten Gegenden nicht war. Ich werde meine Schwester bitten, dir zu schreiben. Bitte habe ein wenig Geduld.
Schon jetzt wünsche ich dir und deiner Tochter eine spannende Reise!
Viele Grüße
Ingrid
Sonnenschein
Liebe Madagaskar-Blogerin,
ich will im August, 01. – 24., mit meiner 13jährigen Tochter nach M. reisen. Die groben Ziele sind Flussfahrt bis Morondava, Fahrt mit dem Dschungelexpress, Fianarantsoa – Manakara, Nationalpark gerne mit mehrtägiger Wanderung und auch ein paar Tage am Strand.
Ich möchte gerne alleine reisen, nichts mit Gruppe.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Tipps wo man am besten Fahrer/Autos und auch Unterkünfte buchen kann, ist Air bnb sinnvoll, worauf gilt es zu achten, könnte man ohne Inlandsflug (sehr teuer) auf Nosy St. Marie kommen???
Für Hinweise und Anregungen bin ich sehr dankbar.
Herzliche Grüße