Limonenseitling

Ausflug in die Welt der Pilze

Veröffentlicht in: Topf & Beet | 0

Ich liebe Pilze, aber ich habe bislang mit dem Anbau im Garten kein Glück gehabt. Nun versuche ich es mit der Pilzzucht im Haus. Aber wie werden Edelpilze eigentlich angebaut?  [Werbung]

Pilzzucht beim Profi

Zuerst habe ich zum Thema Pilzzucht natürlich auf Youtube recherchiert. Und geschaut, welche Anbieter es in Bremen gibt. Ums Eck habe ich dabei zwar keinen Züchter gefunden, die Pilzzucht Adelhorn liefert aber an das Naturkost-Kontor im Großmarkt. Aus dem geballten Wissen von Youtube, aus einer Facebook-Gruppe und den Informationen der Profis sollte sich dann ein Schwarmwissen bei mir verankern, was mich hoffentlich erfolgreicher bei der Pilzzucht im Haus macht als bei der Pilzzucht im Garten. Vor Jahren habe ich nämlich Stämme mit Austernseitlingen und Shiitake brav nach Anleitung geimpft und in der Miete gelagert und so weiter, ich habe aber noch kein Exemplar gesehen. Jetzt verstecken sich Erdkröten unterm Totholz. Die Braunkappen-Zucht im Erdboden hatte folgenden Erfolg: 1 Exemplar nach 3 Jahren. Mies.

Pilzzucht Adelhorn in Drentwede
Pilzzucht Adelhorn in Drentwede

Das Ehepaar Willemsen züchtet seit 1998 Edelpilze in Bioqualität, in den Stallungen eines ehemaligen Bauernhofes in Drentwede. Und ist definitiv erfolgreicher als ich. Wer mag, kann sich dort telefonisch anmelden und Pilze direkt erwerben. Vormittags ist fast immer jemand da. Ich habe einen Termin vereinbart und wurde dann sehr nett durch den Betrieb geführt. Herzlichen Dank dafür!

Heutzutage würde man sicher Feuchtigkeit, Wärme und so weiter per Computer steuern. Hier ist die Nase von Holger Willemsen günstiger, er riecht und fühlt ob es den Pilzen gut geht. Die Feuchtigkeit nagt aber schon an den alten Gemäuern, was mir für meine Indoor-Zucht noch mal zu Denken gibt.

Besonders gespannt war ich auf die Limonenseitlinge, die ihr oben im Beitragsbild seht. Holger Willemsen war so freundlich mir davon welche zu schenken, weshalb ich diesen Beitrag ordnungsgemäß als Werbung gekennzeichnet habe. Zur Verarbeitung später mehr.

Hier erst einmal ein Eindruck aus einem der Räume, in dem die meisten Pilze allerdings gerade abgeerntet waren. Man muss jeden Tag sehen, welche Pilze so weit sind, das ist richtig Arbeit.

Alles voller Pilzkulturen
Alles voller Pilzkulturen

Für die verschiedenen Pilzarten werden teilweise unterschiedliche Substrate gebraucht, die mit dem Mycel geimpft werden und dann eine Weile durchwachsen müssen. Wenn ich richtig aufgepasst habe verwenden die Willemsens ein Substrat auf Holzbasis (für Shiitake ist das nach meiner Recherche ein Muss, Austernseitlinge wachsen ansonsten auch auf Stroh), das sie regelmäßig bei einer anderen Pilzzucht-Firma in der Nähe abholen. Denn bei der optimalen Zusammensetzung des Substrates handelt es sich um eine kleine Wissenschaft, die zudem absolut steril umgesetzt werden muss. Kein Pilz außer dem, den man züchten möchte, darf das alles überleben. So etwas macht nicht jeder Pilzzüchter selbst.

Solche Substrate, die leider – wegen der Sterilität und so – in Plastik verpackt sein müssen, könnt ihr für eure Tests auch online bestellen. Wirtschaftlich ist so etwas nicht, aber ein Experiment. Sobald man mehr züchten möchte, kann man selbst Substrate herstellen (wenn man selbst keine Wissenschaft daraus macht wird ggf. der Ertrag geringer, aber was solls) und im Schnellkochtopf sterilisieren, Pilze klonen, Pilzbrut produzieren und so weiter. Da man viel Feuchtigkeit benötigt, die man aber in der Wohnung nicht haben möchte, muss man sich Gedanken über ein Konstrukt machen, das Licht (meistens jedenfalls) und Luft rein und CO2 rauslässt. Und eines, das Feuchtigkeit und Temperatur hält. Denkbar wäre bei mir im Keller ein Folien-Gewächshaus mit Ablagegittern darin sowie elektrischem Luftbefeuchter und Heizmatte an einer Zeitschaltuhr. Die durchsichtige Folie muss unten etwas Abstand zum Boden haben, für den Luft-/CO2-Austausch.

Ein paar der Pilze, die sich neben den Limonenseitlingen zum Anbau eignen, seht ihr hier im Pilzparadies:

Weißer Buchenpilz
Weißer Buchenpilz
Austernseitling
Austernseitling
Reishi (Achtung: Nur für medizinische Zwecke, das ist kein Speisepilz)
Reishi (Achtung: Nur für medizinische Zwecke, das ist kein Speisepilz)
Kräuterseitling
Kräuterseitling
Shiitake
Shiitake

Als ich die riesige Menge frisch geernteter Shiitake-Pilze sah, da lief mir richtig das Wasser im Munde zusammen. Der gehört absolut zu meinen Lieblingspilzen. Früher gab es den immer nur getrocknet im Asia-Laden, glücklicherweise findet man heutzutage immer häufiger frische Exemplare. So frisch wie die dort sind die aber nicht …

Kistenweise frische Shiitake-Pilze
Kistenweise frische Shiitake-Pilze

Und den Shiitake, der im Garten nichts werden wollte, den nahm ich nun für mein Experiment mit.

Frisch, frischer … Limonenseitling

Bevor ich zur Shiitake-Zucht komme, mache ich euch noch Lust auf den Limonenseitling.

Limonenseitlinge nach dem Transport
Limonenseitlinge nach dem Transport

Ich war super vorsichtig beim Transport, aber ein paar Teile sind dennoch abgebrochen. Die Pilze haben wunderbar frisch geduftet. Wenn man die Frische im Geschmack unterstützen möchte, dann kann man das mit etwas Zitrone tun. Beim Garen ändert sich die Farbe in ein schönes Creme.

Limonenseitling von hinten und vorne
Limonenseitling von hinten und vorne

Am Abend gab es direkt ein Kartoffelpüree mit den Limonenseitlingen und Schnittlauch. Das ist optisch keine Sensation, so Ton in Ton, schmeckte aber super. Die Pilze habe ich aber mit etwas zu viel Fett angebraten.

Einen Teil habe ich im Kühlschrank für den nächsten Morgen reserviert, da gab es die Pilze zu Rührei. Hier habe ich weniger Fett verwendet, der Geschmack kam deutlich besser raus.

Limonenseitling mit Pü und Rührei
Limonenseitling mit Pü und Rührei

Hach, war das ein Genuss … Wenn ich Limonenseitlinge so frisch mal im Laden oder auf dem Markt sehe, kaufe ich die auf jeden Fall noch einmal.

Shiitake aus der Bremer Neustadt

Holger Willemsen gab mir für kleines Geld einen Klotz mit beimpftem Substrat mit, bei dem sich die ersten Fruchtkörper schon zeigten. So, oder so ähnlich, bekommt man das auch online, aber eben stärker verpackt. Wenn ihr in der Nähe von Diepholz unterwegs seid macht es daher Sinn, auch direkt bei der Pilzzucht Adelhorn danach zu fragen.

Shiitake-Pilze - Tag 0
Shiitake-Pilze – Tag 0

Mir wurde gesagt, dass ich den Klotz in ein wenig Wasser stellen sollte, damit er nie austrocknet. Dafür hatte ich die Folie unten entfernt. Hm, im Web habe ich gesehen dass man Staunässe vermeiden soll, den Klotz in der Dusche immer kalt abbrausen soll, nie aus der Sprühflasche (wegen möglicher Keime). Also, bei mir stand er direkt im Wasser, zwischendurch brauste ich ihn komplett kalt ab, ich besprühte aber immer auch aus der Flasche. Wichtig ist halt, immer frisches kaltes Wasser zu nehmen. Der Klotz stand im Badezimmer, weil er nach Auskunft von Holger Willemsen bei normaler Zimmertemperatur wächst, aber eben gerne einen feuchten Raum hat. Auch Licht braucht er, nur kein direktes Sonnenlicht.

Ich glaube, mir wurde da ausgezeichnete Ware mitgegeben, denn die Pilze wuchsen super schnell und üppig.

Shiitake von Tag 1 bis Tag 6
Shiitake von Tag 1 bis Tag 6

Scheinbar, so las ich, wachsen die Pilze bei höheren Temperaturen schneller als bei niedrigeren, bei letzteren gibt es aber mehr Geschmack. Meine waren echt fix, es war aber auch recht warm im Bad. Aber wann erntet man? Ich glaube fast, ich hätte fast noch etwas früher ernten können wenn man dem glaubt, dass Erntezeit ist wenn sich die Teile da am Rand von innen nach außen lösen. Bei mir war das schon recht weit fortgeschritten, die Pilze waren aber noch super fest.

Geerntet werden muss dann alles in einem Rutsch, man schneidet so dicht wie möglich am Klotz ab. Was für ein Fest, die erste Ernte brachte 515 Gramm.

515 Gramm Shiitake-Ernte
515 Gramm Shiitake-Ernte
Die erste Ernte reichte für zwei Tage
Die erste Ernte reichte für zwei Tage

Die Pilze schmeckten super lecker. Auch, wenn sie vielleicht wegen des schnellen Wuchses etwas weniger Aroma hatten, es war mehr Aroma als ich es je zuvor wahrgenommen habe. Die Frische, die ist eben unschlagbar. Bisher war der Arbeitsaufwand überschaubar, es machte einfach Spaß zu schauen wie es den Mitbewohnern so geht. Wenn man nur die erste Ernte rechnet, habe ich etwa so viel Geld dafür bezahlt wie ich es in einem Supermarkt getan hätte; evtl. etwas mehr, je nach Angebot. O.K., die Kosten für das Leih-Auto mal nicht mitgerechnet. Aber ich hoffe ja noch auf weitere Pilze:

Der Klotz steht nun, von Pilzkörper-Resten befreit, in einem normalen Zimmer, und darf wenige Wochen trocknen. Es ist aber noch nicht alles vorbei, so lange im Substrat noch Nährstoffe sind, von denen sich der Pilz ernähren kann. Den Shiitake muss man, wenn er sich erholt hat und weiter wachsen soll, mit eiskaltem Wasser sozusagen erschrecken. Vor lauter Stress bildet er neue Fruchtkörper. Das soll angeblich 3-4 Mal funktionieren, ich bin gespannt. Die Ernte wird dabei allerdings jedes Mal geringer.

Was ich beim Besuch der Pilzzucht und beim eigenen Versuch allerdings gelernt habe: Edelpilze erscheinen mir selbst manchmal recht teuer, aber wenn man den Aufwand sieht, sind sie jeden Cent wert. Und achtet unbedingt beim Kauf darauf, dass die Ware aus Deutschland kommt, am besten aus der Region. Denn Frische ist hier ganz entscheidend.

Trotz ziemlicher Ahnungslosigkeit habe ich mich getraut, den Weg der Pilzzucht hier zu beschreiben. Da ist bestimmt einiges nicht ganz richtig, oder könnte anders gemacht werden. Bitte seht mir dies nach, und recherchiert unbedingt noch selbst, wenn ihr auch solch ein Experiment wagen möchtet. Oder habt ihr schon mal Pilze angebaut? Wie erfolgreich wart ihr, und mit welchen habt ihr die besten Erfahrungen gemacht?

Pin it – auf Pinterest:

Ausflug in die Welt der Pilze

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert