Die Provence - ein Traum aus Licht, Farben und Düften

Roadtrip durch die Provence – Urlaub für die Sinne

Veröffentlicht in: Unterwegs | 4

Die Provence – eine Region der Sehnsucht, in die ich immer reisen wollte. Das viel beschworene besondere Licht, die Farben, die Kräuter. Ein Fest für alle Sinne. Im Juni war es dann soweit. Zum ersten Mal in Südfrankreich, zum ersten Mal mit einem Camper. Wie das wohl klappt?
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Wenn der Camper nicht mehr kann
Wenn der Camper nicht mehr kann

Ein Wohnmobil, das wäre was. Als Autoersatz, denn manchmal vermisse ich ein eigenes Auto schon. Bevor aber gleich solch ein Gefährt angeschafft wird, sollte man probieren wie das Reisen damit so ist. Also haben der Mann und ich eins gemietet. Kein günstiger Spaß, aber sehr lehrreich. Unseren Astronauten-Kumpel Bob haben wir auch mitgenommen. Also, Wagen packen und los mit dem Heim auf Rädern.

In die Provence fuhren wir über Freiburg. Schöne Fotos habe ich dort gemacht. Nur blöd, wenn die Speicherkarte in der Kamera fehlt. Also folgt mir gleich nach Avignon.

Avignon – eine Perle der Provence

Sur le pont? Nö, nicht für uns. Nicht einmal ein schönes Foto davon gibt es, das bot sich nicht an. Dafür haben wir andere Seiten von Avignon entdeckt. Eine Stadt voller Geschichte.

Avignon - eine Perle der Provence
Avignon – eine Perle der Provence

Der Papstpalast ist sicher das Highlight der Stadt, und gehört zum UNESCO-Welterbe. Von einer Bekannten hörte ich, dass dieser sie mal enttäuscht hatte, aber das war in der Zeit vor den Multimediaguides. Während man in den meisten Räumen dank der Französischen Revolution nur noch nackte Steine sieht, wird die Umgebung durch den Guide lebendig. Man kann sich damit drehen, Informationen hören und abrufen und Goldmünzen suchen. Nur die letzte Münze, die war einfach nicht zu finden, ich bin schier verzweifelt. Wer kann mir nun sagen, welche Überraschung auf den Finder aller Münzen wartet?

Der Papstpalast von Avignon atmet Geschichte
Der Papstpalast von Avignon atmet Geschichte

Vom Palastdach hat man eine wunderbare Aussicht über die Stadt. Er gleicht eher einer Festung als einem Palast, und ist riesig. Zwischen 1335 und 1430 haben hier Päpste und Gegenpäpste residiert, ganz schön lange her. Ein Papst nach dem anderen erweiterte den Bau, jeder musste sich wohl irgendwie verewigen. Na ja, da ist der Machtgedanke wie so häufig entscheidender als der Gottesglaube.

Ob der bei den armen Leuten ausgeprägter war? Ich weiß es nicht, aber nach dem wirklich lohnenden Palastbesuch ging es ins Färberviertel, in die Rue des Teinturiers. Hübsch ist es dort aber, wenngleich Besuchszeit und Wetter nicht optimal waren. In Frankreich sollte man nie in der Mittagszeit unterwegs sein …

Im Färber-Viertel von Avignon
Im Färber-Viertel von Avignon

Ein Freilichtmuseum ist die Stadt nicht, es gibt auch einiges an Streetart zu sehen.

Streetart in Avignon
Streetart in Avignon

Auf der Suche nach Craftbier in Avignon sind wir auf das Gambrinus gestoßen. Auch wenn man es auf der Facebook-Seite nicht wirklich sehen kann, dort ist es wirklich schön. Mit Einheimischen an der Straße sitzen, leckeres Bier und den schönen Ort genießen, sehr fein.

Kneipentipp Avignon: Das Gambrinus
Kneipentipp Avignon: Das Gambrinus

Von Avignon ging es weiter in das Département Vaucluse, ins Lubéron.

So typisch: Felder mit rotem Mohn
So typisch: Felder mit rotem Mohn

Das Lubéron – Land von Licht, Farben und Düften

Anfang Juni beginnt die Lavendel-Blüte erst, je nach Lage und Sorte sieht man ein wenig oder gar kein lila. Es ist die Zeit des roten Mohn, der sich überall in den Feldern breit macht. Sobald die Sonne scheint und auf diese wunderbare Kulturlandschaft mit den kleinteiligen Feldern scheint, dann nimmt man das besondere Licht der Provence wahr. Und wenn die Sonne dann auf Ockerfelsen trifft, kann es einem schon den Atem rauben.

Roussillon und die Ockerfelsen

In der Gegend um Roussillon und Apt befinden sich die berühmten Ockerfelsen. Eigentlich hätten wir wandern sollen, frei in der Gegend, aber irgendwie passte das nicht zur Wettervorhersage und zu unserer an dieser Stelle schlechten Vorbereitung. Euch rate ich, dieser traumhaften Landschaft mehr Zeit zu widmen. Also parkten wir den Camper am Fuße des Ortes und liefen hinauf. Am Dorfeingang noch schnell in den Laden, bevor mal wieder Mittagszeit ist, und ein paar Naschereien gekauft, den Weg rechts hoch und am Friedhof vorbei gelaufen, hinter den Kreuzfahrern mit dem Nummernschild her. Bald kommt der Eingang, und für kleines Geld kommt man zu den berühmten Felsen.

Blick vom Friedhof auf Roussillon
Blick vom Friedhof auf Roussillon

Es gibt zwei Wege auf dem Ockerlehrpfad (Sentier des Ocres), einen kürzeren für die Kreuzfahrer-Generation, und einen längeren für uns. Na ja, so lang auch nicht, die prognostizierte Stunde brauchten wir nicht. Aber die Tour war wirklich wunderschön, vor allem als später die Sonne herauskam.

Ocker in allen Schattierungen - man kann sich nicht sattsehen ....
Ocker in allen Schattierungen – man kann sich nicht sattsehen ….

Der Ocker leuchtet in allen Schattierungen zwischen rot und gelb, und das frische Grün der Bäume und Sträucher leuchtet umso mehr. Traumhaft. Eigentlich wollten wir Pigmente mitbringen, uns fiel nur nicht ein wofür wir die gerade brauchen. Und sie hätten sich ganz bestimmt im Leih-Camper verbreitet.

Die Ockerfelsen von Roussillon, traumhaft schön
Die Ockerfelsen von Roussillon, traumhaft schön

Ein Besuch des Dorfes ist natürlich Touristen-Pflicht. Es rühmt sich, zu den schönsten Dörfern Frankreichs zu gehören. Los ist da nichts, wenn die Touristen weg sind, aber es sieht alles wirklich aus wie im Bilderbuch. Wie gemalt, aber kein Wunder: Die Fassaden sind ja ebenso in allen Ockertönen gestaltet.

Ort der Farben
Ort der Farben

Die Katze wurde wohl dressiert, fotogen lag sie nahezu regungslos dort und ließ sich fotografieren. Ich hielt noch Abstand, aber andere kannten keine Gnade. Den Rummel direkt gegenüber erspare ich euch einfach, den fand ich weniger fotogen. Die Cafés an dem kleinen Platz sind aber hervorragend, um Gäste aus aller Welt zu beobachten. Zu denen man selbst ja auch gehört.

Ruhe mitten in Roussillon
Ruhe mitten in Roussillon
Farbenpracht in Roussillon
Farbenpracht in Roussillon

Wie schon erwähnt, mit dem Ort ist man recht schnell durch. Oder wir nahmen uns einfach nicht die nötige Zeit. Hach, ich kann gar nicht genug bekommen von Ockerfelsen-Bildern.

Farbenpracht in den Ockerfelsen
Farbenpracht in den Ockerfelsen
Blick von Rousillon auf Ockerfelsen und die Landschaft des Lubéron
Blick von Rousillon auf Ockerfelsen und die Landschaft des Lubéron

Praktisch an unserem Campingplatz vorbei ging es Richtung Gordes weiter.

Gordes – mittelalterliches Dorf mit Charme

Das Dorf Gordes zählt sich ebenso zu den schönsten Frankreichs. Aber es ist auch wirklich hübsch. Im Gegensatz zu Roussillon fehlen die Farben, das Dorf ist purer Stein. Mit Pflasterstraßen und Trockenmauern.

In der Tourist-Info bekommt man kostenlose Karten mit Spazierwegen. Warum wir es nicht hinbekamen unserem Weg korrekt zu folgen, ist mir ein Rätsel. Also kamen wir zur großen Straße zurück, mit dem wunderbaren Blick auf den Ort. Und gingen wieder runter und hoch zurück.

Blick auf den wunderschönen Ort Gordes
Blick auf den wunderschönen Ort Gordes
Gordes - ganz schön steil
Gordes – ganz schön steil

Gordes scheint aus dem Stein gehauen zu sein, aus dem das Wasser tropfte.

Obwohl der Ort sehr touristisch ist, sind die Straßen sehr ruhig. Wahrscheinlich, weil sie unfreiwillig abseits der Routen lagen. Aber auch, weil es praktisch keinen Verkehr gibt. Auch keine Radler. Und irgendwie kaum Einheimische!?

Spazieren in Gordes
Spazieren in Gordes
Gordes - Dorf auf dem Hügel
Gordes – Dorf auf dem Hügel

Den jungen freundlichen Mann in der Tourist-Info, der auch meinte mit Gordes wäre man fix durch, fragte ich, was er danach empfehlen würde: Die Abtei oder die Bories, die uralten Steinhütten. Er empfahl die Abtei, für beides war keine Zeit. Es ging also weiter, durch die wunderschöne Landschaft, zu einem der Haupt-Titelmotive von Provence-Reiseführern.

Die Abbaye Notre-Dame de Sénanque

Das Zisterzienser-Kloster ist als Bild wirklich berühmt, weil sich davor lila Lavendel-Felder befinden. Wenn denn Blütezeit ist, und der Gärtner nicht alle Pflanzen stutzt. Als wir dort waren blühte noch nichts, der Gärtner war umso aktiver. Na gut, es gab also kein Postkarten-Motiv erster Güte, aber wir erlebten einen sehr interessanten Rundgang.

Abbaye Notre-Dame de Sénanque
Abbaye Notre-Dame de Sénanque

Geht man links um die Abtei, dann kommt man kostenlos in die Kirche, aber nur bis zur Absperrung. Rechts geht es zu den Führungen, wir schlossen uns einer französischen an. Da musste ich ganz schön aufpassen, um etwas mitzubekommen. Ein Blatt mit deutschen Erklärungen half.

Der Schlafraum war ganz schön kahl und kalt, obwohl es draußen wunderbares Wetter war. Auch heute leben noch Mönche dort, aber nicht mehr ganz so spartanisch. Von Betten und Decken konnten die Männer, die seit 1148 dort für ihren Glauben leben, damals nur träumen. Wenn man für etwas Wärme beten wollte, dann war die Kirche immerhin gleich nebenan.

Impressionen aus der Abbaye
Impressionen aus der Abbaye

Beheizt war es nur in der Schreibstube, hier oben ganz dunkel zu sehen – links der Kamin. Da ging es aber mehr um das Licht, weniger um das Wohlergehen der Mönche.

Ich mag die alten Kreuzgänge immer so gerne, und die Innenhöfe. Dort ist es schön ruhig, besonders, wenn die Mönche ein Schweigegelübde abgegeben haben. Es gab nur einen Versammlungsraum, in dem gesprochen werden durfte. Ich bin ja keine Quasselstrippe, aber das könnte ich nicht.

Innenhof der Abbaye
Innenhof der Abbaye

Irgendwie genoss ich die Wärme, das lockere Leben, die Unterhaltung nach dem Besuch des Klosters umso mehr. Hinfahren wo es einem gerade gefällt, wo die Sonne scheint, frei sein – das ist herrlich.

Landwirtschaft im Lubéron
Landwirtschaft im Lubéron

Oberhalb der Haute Provence ist die Landschaft des Lubéron kleinteilig. Obstanbau, Wein und Getreidefelder mit Mohn prägen die Landschaft, und auch Lavendel. Tiere sind weit und breit nicht in Sicht, weshalb ich mir die Frage stelle, woher die Milch für den Käse wohl kommt!?

Unterhalb werden die Flächen weiter, es wachsen verstärkt Wein und Oliven. Gebirge und Mistral sind hierfür verantwortlich. Ich finde den nördlichen Teil reizvoller, und würde dort gerne noch einmal ausgiebig Wandern. Aber die Sehnsucht war zu groß, endlich ans Meer zu kommen.

Am Meer – Cassis, Marseille und die Calanques

Ich lese ja wenige Bücher, vor Urzeiten las ich aber „Es muss nicht immer Kaviar sein“ von Simmel. Seitdem, also etwa seit 30 Jahren, möchte ich Marseille kennen lernen. Nun sollte es endlich soweit sein. Eine Bekannte gab mir noch den Tipp, mir unbedingt die Calanques anzusehen, die hatte ich vorher gar nicht so auf dem Schirm. Da Camper und Marseille nicht zusammen passen, wählten wir Cassis als Ausgangspunkt. Ein Zug fährt von dort in kurzer Zeit nach Marseille, und der mondäne Ort liegt direkt am Meer.

Cassis und die Calanques – eine Perle am Blauen Meer

Eigentlich ist Cassis für unseren Geschmack etwas zu mondän, mit etwas zu kleinem Strand, aber der Ort ist wirklich schön. Der Campingplatz liegt außer- und oberhalb des Ortes, man sollte also eher gut zu Fuß sein. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke vom Campingplatz zum Hafen fährt dann für Verzweifelte auch die Touristen-Bimmelbahn. Noch waren wir nicht verzweifelt, nicht so wie in Marseille, aber dazu später.

Selbstverständlich haben wir uns ein überteuertes Bier direkt am Hafen gegönnt. Unser Tipp ist das „Le France“.

Der Hafen von Cassis
Der Hafen von Cassis

Der Ort wird ganz klar vom Hafen geprägt. Ich meine ja, dass einige der Boote reine Dekoration sind, aber wer weiß? Jedenfalls ist drumherum nicht allzu viel los, aber genug, um ein paar schöne Tage zu verleben.

Endlich Meer! Schickes Cassis
Endlich Meer! Schickes Cassis

Am Ankunftstag passte es gerade so, dass wir noch eine Schifffahrt zu den Calanques machen konnten. Mal von der Wasserseite schauen, wo wir später so lang wandern wollten. Das war schon sehr nett. Aber die Wanderung selbst war traumhaft, und immer wenn es ums Wandern geht muss Bob, der Papponaut, dabei sein. Wie er das nur in seinem Raumanzug aushält, das ist mir ein Rätsel. Auf jeden Fall ist die Wanderung so schön, dass ich einen eigenen Bericht dazu geschrieben habe: Calanques – Wandern zwischen Meer und Fels. Ein Urlaub für alle Sinne, das trifft auch hier zu. Wilder Rosmarin, das Salz des Meeres und die Farbe der Buchten, grüne Bäume in kantigen grauen Felsen: einfach schön.

Die Callenques bei Cassis, und Bob ist dabei
Die Calanques bei Cassis, und Bob ist dabei
Einfahrt in den Hafen von Cassis
Einfahrt in den Hafen von Cassis
Der Hafen von Cassis
Der Hafen von Cassis

Wenige Kilometer mussten wir vom Campingplatz zum Bahnhof von Cassis laufen. Es regnete. Eigentlich den ganzen Tag. Immer. Auch in Marseille.

Marseille – Metropole im Regen

Marseille in vier Stunden? Klar, das geht. Denn der Regen drückte irgendwie auf die Stimmung, weshalb alles ein wenig fixer abgehandelt wurde. Vom Bahnhof aus liefen wir als erstes hinunter zum alten Hafen. Gerne hätte ich mich dorthin gesetzt, in die Sonne, und Leute beobachtet. Aber so war das kein Vergnügen.

Tristesse - Hafen im Regen
Tristesse – Hafen im Regen

Eine ferne Bekannte aus Marseille riet uns, den Hafen, die Kathedrale und das Panier-Viertel unbedingt anzuschauen. Punkt eins war abgehakt, also ging es zu Fuß zur Kathedrale. Genau, den Berg hoch, um dann herunterschauen zu können. Zwischendurch hörte es auf zu regnen, dafür kamen wie schweißnass vor Anstrengung oben an.

Hafen von Marseille mit Blick auf dei Kathedrale
Hafen von Marseille mit Blick auf die Kathedrale
Die Kathedrale hoch über Marseille
Die Kathedrale hoch über Marseille
Verbots-Schild an der Kathedrale
Verbots-Schild an der Kathedrale

Die Kathedrale „Notre Dame de la Garde“ thront als Wahrzeichen über der Stadt und ist wirklich sehenswert. Innen hängen überall Schiffsmodelle und Rettungsringe, dazu gibt es wunderbare Malereien und goldene Verzierungen.

Scheinbar muss es wirklich mal jemand gewagt haben, in Badesachen in die Kathedrale zu gehen. Wie kommt man sonst darauf, dieses Schild unübersehbar an der Treppe zur Kathedrale zu platzieren?

Besonders schön ist auch der Rundum-Blick, auch wenn der an jenem Tag etwas trübe war. Vor dem Betrachter der Hafen, und dahinter das Panierviertel. Ganz schon weit der Weg zurück, dachten wir, und nahmen tatsächlich diese Touri-Bahn; in Bremen ist das der Stadtmusikanten-Express. Und hier war die wirklich sehr praktisch. Auf dem Weg hörten wir noch allerlei Wissenswertes über die Stadt, auf der anderen Seite des Hafens stiegen wir dann aus.

Im Panier-Viertel, in dessen verwinkelten Altstadt-Straßen es viel Kunst und alternatives Leben gibt, hätte ich gerne mal an einem Sommerabend gefeiert. Und so manche Sehenswürdigkeit entdeckt. So genügten Baguette und Kaffee, und ein wenig Streetart. Es trieb uns zurück, und aus den Regenklamotten. Eigentlich schade. Marseille gehört glaube ich zu den Städten, in die man sich auf den zweiten Blick verliebt, und dann so richtig. Diese Chance war nun vertan. Zu Fuß ging es zurück zum Bahnhof in Marseille, und vom Bahnhof in Cassis wieder zum Camper.

Marseille - um und im Panier-Viertel
Marseille – um und im Panier-Viertel
Streetart im Panier-Viertel von Marseille
Streetart im Panier-Viertel von Marseille
Marseille-Blick von der Kathedrale
Marseille-Blick von der Kathedrale

Seitdem diesem Regentag weiß ich, dass ein Camperleben und Regen schlecht zusammen passen. Die Klamotten kriegt man nicht trocken, die Handtücher auch nicht, mit dem Schirm geht es auf zur Dusche. Aber das war ja kein Dauerzustand. Also das Beste draus machen, die Wacken-DVD reinschmeißen, Klosterbier und -käse aus der Abtei herausholen und gemütlich rumlümmeln.

Die nächsten Stationen planten wir weiterhin nach der Wetter-App. Die besagte, dass es nur im Norden sicher schön ist, also in Norddeutschland und Schweden. Für die Côte d’Azur oder eine Wanderung in den französischen Alpen – beides Pläne für die Reise – war es zu kalt und regnerisch. Sehr schade, wenn man schon mal in der Gegend ist. Aber einen ganz wichtigen Plan konnten wir bei gutem Wetter verfolgen: Eine Wanderung durch die Schlucht von Verdon. Nicht Verdun, da war die Schlacht, Verdon ist schon richtig … Von Cassis ging es also wieder Richtung Norden. Und auf dem Weg sahen wir sie endlich, weite Lavendelfelder mit zumindest etwas Blüte, im schönsten Licht. Wurde ja auch Zeit!

Endlich Lavendel mit Blüten - die Fahrt zur Schlucht
Endlich Lavendel mit Blüten – die Fahrt zur Schlucht

Schlucht von Verdon – Wandern und Bier-Handwerk

Für die Übernachtung hatten wir uns einen Campingplatz in Castellane ausgesucht, nördlich der Schlucht. Das war, als wir noch nicht wussten wie eng die Serpentinen dorthin sind. An dieser Stelle sei erwähnt: Das Navi zeigt Campingplätze in der Nähe an – top. Und das Navi vertut sich ständig mit Zeitangaben, weil es wohl denkt es handele sich um Autobahnen – flop. Die Strecken dauerten fast immer länger als gedacht. Dabei waren wir froh, eines der kleinsten Camper-Modelle gewählt zu haben. Das reichte schon, um hier und da als Beifahrerin zu denken, gleich müssten wir sterben, die Serpentinen werden unser Grab.

Castellane - ein Ort mit Überraschungen
Castellane – ein Ort mit Überraschungen

Der Ort Castellane entpuppte sich dann eine positive Überraschung: Glücklich, den heutigen Weg überlebt zu haben, ging es nicht hoch auf den Felsen in die Kirche, sondern in den Craftbier-Laden, den wir zufällig in einer Nebengasse sahen. Die Wurstspezialitäten waren für mich nicht interessant, aber es gab eine große Auswahl an Bier, manches auch kalt, für den sofortigen Genuss. Mit einem Düsseldorfer kamen wir ins Gespräch, was sich gut traf, da wir überlegten auf dem Rückweg einen Stopp in Düsseldorf einzulegen. Mal sehen, wie sich die Vorhersagen der Wetter-App weiter entwickelten. Erstmal – prost!

La Cave Nul Bar Ailleurs
La Cave Nul Bar Ailleurs
Bière, Vin et Saucisson - was für eine Kombi
Bière, Vin et Saucisson – was für eine Kombi

Die Wanderung durch den Grand Canyon von Frankreich, Gorges du Verdon, war traumhaft. Bob hat uns natürlich wieder begleitet. Sechs Stunden dauerte die Wanderung, ich im Artikel Wanderparadies Verdon-Schlucht genauer beschreibe, zuzüglich längerer Taxi-Wartezeit. Als wir auf den Parkplatz zurückkehrten trauten wir unseren Augen nicht: Ein Craftbier-Stand war dort aufgebaut. Ein Brauer aus dem kleinen Dorf „La Palud sur Verdon„, in dem anschließend (sehr naturnah) übernachteten, bot diverse Sorten an. Wir kauften erstmal ein (am besten war das Bier mit dem wilden Thymian, an dem wir – neben dem Bohnenkraut – entlang gewandert sind). Und genossen das Bier auch abends in dem Dorf, einem Hotspot für Sportler*innen aller Art. Wildwasser-Freaks, Radler, Wanderer und andere finden hier einen guten Ausgangspunkt für ihre Aktivitäten.

Besonders in Erinnerung bleiben wird uns wohl, dass der nächtliche Regen den Stellplatz so aufweichen würde, dass wir nicht mehr wegkamen. Was für eine Arie. Und wenn dann ein Helfer mit der Rosenschere an den Leihwagen geht, hilft nur: Wegschauen und ganz tief atmen.

Verdon-Schlucht - ganz viel Natur und ein Astronaut
Verdon-Schlucht – ganz viel Natur und ein Astronaut
Die Schlucht von Verdon
Die Schlucht von Verdon
Bière Sublime, Craftbier aus dem Dorf
Bière Sublime, Craftbier aus dem Dorf

Kaputt nach Wanderung und Camper-Befreiung stand ein Fahrtag an. Es ging wieder hoch in den Norden. Mit einem komischen Gefühl, denn eigentlich hätten wir gerne Frankreich weiter erkundet. Aber ganz Frankreich, Belgien, die Schweiz, sogar die Niederlande waren für die nächsten Tage regnerisch angezeigt, nur ab Ruhrpott Richtung Nordosten wurde es besser. Es ging zurück Richtung Heimat, bevor wir im Regen einen Camper-Koller bekommen würden.

Weiterfahrt nach Wetter-App – aus der kühlen Provence in den warmen Norden

Die Alpen haben wir nur aus der Entfernung gesehen. Sehr schade, aber dennoch schön. Geplant war eigentlich, Straßburg noch einen Besuch abzustatten, aber dafür kamen wir einfach zu spät an.

An den Alpen vorbei
An den Alpen vorbei

Es trieb uns zuerst nach Düsseldorf. Die Zeit der deutschen Campingplätze mit mehr Ordnung und Duschmarken brach an. Leider zogen wir Wolken und Regen hinter uns her.

Ich war erst einmal vor Urzeiten in der Altstadt von Düsseldorf, der Mann noch nie. Abends wurde es wettertechnisch besser, und wir probierten uns durch diverse Altbiersorten. Denn direkt vor der Abreise durfte ich bei einem Bremer Altbier-Tasting in der Jury mitwirken. Und im November werde ich zu diesem Projekt noch etwas schreiben, wenn das Bremer Altbier auf der Fisch & Feines präsentiert wurde. Zwischendurch habe ich mir also ein rudimentäres Altbier-Wissen angeeignet. Für die Metal- und Rockkneipenszene, die durchaus in Düsseldorf vorhanden ist, war der Wochentag ein wenig ungünstig. Düsseldorf wird bestimmt noch mal ein Wochenend-Reiseziel sein. Die Kneipe unten ist übrigens das Engelchen, gegenüber einer Brauerei.

Düsseldorf, schick und shabby
Düsseldorf, schick und shabby

Weiter ging es, am Ende aber ohne Übernachtung, nach Duisburg-Nord. Der Landschaftspark dort ist der Hammer, und ebenfalls einen eigenen Eintrag wert. Mal sehen, wann ich dazu komme. Man kann dort ewig laufen, auf alte Anlagen und so weiter. Und es gibt einen Hochseilgarten in einer Halle, der wohl abends beleuchtet wird. Das ist eher etwas für mich als die Tauchbasis im Gasometer, wobei die für Taucher super sein muss – inklusive Wrack. An Wochenenden wird das alte stillgelegte Hüttenwerk bunt angestrahlt. Da muss ich wieder hin!

Industriepark Duisburg Nord
Landschaftspark Duisburg-Nord

Damit wir nicht an Bremen vorbeifahren mussten, ging es über Hannover weiter nach Hamburg. Ein Glück, dass wir den letzten freien Platz am Wohnmobilhafen ergatterten. Der ist zwar nicht so leise, aber von der Lage her unschlagbar. Ein Pech, dass uns die Regenfront in Hamburg doch noch überholte, aber nicht durchgängig. Endlich schafften wir es in Hamburg mal mit dem Fahrrad durch den alten Elbtunnel. Die Elphi durfte natürlich auch nicht fehlen.

Hamburg, meine Perle
Hamburg, meine Perle

Familiär bedingt habe ich eine enge Verbindung zum Nordeeheilbad Cuxhaven. Der Urlaub endete dort. Was nicht verkehrt war, denn am Rückreisetag hatten wir nur eine kurze Fahrt, und genug Zeit um den Wagen auszuräumen und zu reinigen. Die absolute Entschleunigung und Erholung fanden wir am vorletzten Tag des Urlaubs, bei Sonnenschein im Strandkorb. Da war ich so entschleunigt, dass ich tatsächlich mal wieder ein Buch in die Hand genommen habe: „Mein Jahr in der Provence“. Mal sehen, ob ich weniger als ein Jahr benötige, um es auch wirklich durchzulesen; noch arbeite ich dran …

Chillen in Cuxhaven - das Ende der Reise
Chillen in Cuxhaven – das Ende der Reise

Reisen mit dem Camper – eine gute Idee?

Ein Camper ist für mich auf jeden Fall eine gute Idee. Eine sehr gute sogar. Besonders ein kleiner Wagen, der auch als reguläres Auto dient, also auch in eine schmale Straße in Bremen passt – wie unser Leihfahrzeug oder kleiner. Der nicht zu viel verbraucht, und für Serpentinen geeignet ist. Und in dem ich nicht in einer Alkove schlafen muss. Aber noch einmal ein Wohnmobil ausleihen würde ich nicht.

Wir hatten ein Fahrzeug, das erst zum zweiten Mal verliehen wurde, praktisch einen Neuwagen. Ein ständiger Begleiter war die Sorge, dass etwas verkratzen oder dreckig werden könnte, denn die Kaution ist doch recht hoch. Und natürlich sind Dinge passiert, ich schreibe aber nicht, welche … Zudem ist das Ausleihen kein günstiger Spaß, dazu kommen dann noch Campingplatzgebühren. Und Campingplätze machen Sinn. Vor allem wegen des Kühlschranks, der viel Strom verbraucht, da ist die Batterie schnell leer. Und natürlich ist das Campen nicht überall erlaubt. Das interessiert einen halt mal mehr, mal weniger.

Besonders schön ist die Freiheit, denn außerhalb der Ferien braucht man in Frankreich nirgends reservieren. Auch in Deutschland gab es nur in Cuxhaven einen Engpass. Na ja, in Hamburg war es knapp. Mit der Sonne reisen, das geht mit dem Camper wunderbar, sofern die Wetterlage stabiler ist als zu unserer Reisezeit.

Also, wenn jemand jemanden kennt, der einen passenden bezahlbaren und fahrbereiten Camper hat: Bitte melden!

 

Zur Karte der Tour auf Google Maps.

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Provence - Urlaub für die Sinne

4 Antworten

  1. Frauke Krause

    Liebe Ingrid, deine Reisen sind so wunderbar beschrieben,dass man sich in und an die Orte versetzt fühlt.

  2. Tanja

    Hallo Ingrid,
    vielen Dank für diese tollen Impressionen und Eindrücke. Die wundervollen Bilder machen Lust direkt loszufahren.

    Viele Grüße,
    Tanja

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